Institut für Medizinische Biometrie
und Statistik (IMBI)

Entwicklung und Evaluation einer Patientenschulung zur Förderung der Gesundheitskompetenz von chronisch Kranken (GeKo)

Gesundheitskompetenz bezeichnet die kognitiven und sozialen Fertigkeiten, die darüber entscheiden, ob eine Person gesundheitsbezogene Informationen verstehen und für die Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung des eigenen Gesundheitszustands nutzen kann. Im Fokus des Projekts stehen somit diejenigen kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten und Fertigkeiten, über die ein Rehabilitand verfügen muss, um – im Zusammenspiel mit motivationalen und volitionalen Faktoren – Informationen aus Patientenschulungen aufzunehmen, Fertigkeiten zum Gesundheitsverhalten zu erlernen, selbstverantwortlich anzuwenden und entsprechendes Verhalten aufrechtzuerhalten. Bisher wurde Gesundheitskompetenz meist als individuelle Fähigkeit angesehen, wobei die Forschung von einer integrierten Betrachtung von Personen- und Kontextfaktoren und somit von einer stärkeren Orientierung an sozial-ökologischen Modellen profitieren könnte. Dies bedeutet, dass nicht nur die Fähigkeit eines Patienten die Schulungsinhalte zu verstehen berücksichtigt wird, sondern auch inwieweit Merkmale der Schulung das Verständnis der Patienten und die Anwendbarkeit des Inhalts erleichtern. Idealerweise, besteht eine Passung zwischen den Patienten- und Schulungsmerkmalen.

Das primäre Ziel des Projekts war die Entwicklung und Evaluation einer standardisierten und manualisierten Basisschulung zur Förderung der Gesundheitskompetenz (GeKo-Schulung „Aktiv in der Reha“), mit Fokus auf diejenigen Kompetenzbereiche, die für einen Erfolg rehabilitativer Maßnahmen besonders wichtig sind. Die Entwicklung der Schulung basierte auf Ergebnissen von Fokusgruppen mit Patienten und Schulungsleitern, einem Expertentreffen sowie Literaturrecherchen. Die vier Module der GeKo-Schulung decken drei zentrale Themenbereiche ab: das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell, Zielorientierung in der Reha und kommunikative Fertigkeiten des Patienten in der Interaktion mit Behandlern. Nach der Durchführung von Train-the-Trainer Seminaren (TTT-Seminaren) wurde die Schulung „Aktiv in der Reha“ von Januar bis September 2013  in sechs Rehabilitationskliniken durchgeführt. Die Evaluierung der GeKo-Schulung fand im Rahmen einer Studie mit sequentiellem Kontrollgruppendesign statt. Bei der Entwicklung der Schulung und der Durchführung der TTT-Seminare bestand eine enge Zusammenarbeit mit dem Zentrum Patientenschulung e.V., Würzburg.

Das Manual und die Materialien der Schulung sind hier downloadbar. Die Berechtigung der Nutzung erfolgt unter der Voraussetzung, dass Sie bei der Nutzung Autor*innen und Quelle nennen.

Das zweite Ziel des Projekts bestand aus der Entwicklung eines Fragebogens zur wahrgenommenen Verständlichkeit von Patientenschulungen (kurz COHEP-Fragebogen, für engl: comprehensibility of health education programs) sowie eines Fragebogens zur Erfassung der individuellen Gesundheitskompetenz von Patienten mit chronischen Erkrankungen im Bereich Patientenschulung (kurz HELP-Fragebogen, für engl: health education literacy of patients with chronic diseases). Mit Hilfe dieser beiden Instrumente soll die Möglichkeit geschaffen werden, die Passung zwischen der individuellen Gesundheitskompetenz von Patienten und den Anforderungen von Schulungen an die Gesundheitskompetenz des Patienten zu analysieren. Die Items des COHEP basieren auf den Daten von Fokusgruppen und wurden im Rahmen kognitiver Pretests auf Verständlichkeit und Akzeptanz überprüft. Der HELP-Fragebogen wurde unter Berücksichtigung des COHEP-Fragebogens entwickelt. Beide Fragebögen sind in einer quantitativen Studie geprüft worden und weisen gute psychometrische Eigenschaften auf.

Hier finden Sie das Anforderungsformular für den COHEP, sowie das Anforderungsformular für den HELP-Fragebogen, die Sie beide kostenfrei und digital von den Autoren beziehen können.

Für alle Teilstudien des Projekts wurden Patienten mit chronischen Rückenschmerzen und Arthrose aus mehreren stationären orthopädischen Rehabilitationskliniken einbezogen.

Das Projekt ist Teil des Förderschwerpunkts „Patientenorientierung und chronische Krankheiten“ (Modul 2: Rehabilitative Versorgung der Deutschen Rentenversicherung). Es wurde gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Projektlaufzeit: März 2011 – Mai 2014).

Kooperierende Einrichtungen:

• Asklepios Klinik, 94571 Schaufling
• Breisgau-Klinik, 79189 Bad Krozingen
• Hedon Klinik, 49811 Lingen
• MediClin Klinik am Brunnenberg, 08645 Bad Elster
• Salze Klinik, Bad Salzdetfurth, 31162 Bad Salzdetfurth
• MEDIAN Klinik Bad Sülze, 18334 Bad Sülze
• Orthopädische Klinik "Kurköln", 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler
• Paracelsus Klinik an der Gande, 37581 Bad Gandersheim
• Rehaklinikum Bad Säckingen GmbH, 79713 Bad Säckingen

Liebe Patientinnen und Patienten: Hier können Sie erste Ergebnisse aus dem GeKo-Projekt nachlesen und downloaden.

Publikationen:

• Nagl M, Ullrich A, Farin E. Verständlichkeit von Patientenschulungen in der orthopädischen Rehabilitation: Qualitative Erhebung bei Rehabilitanden und Schulungsleitern. Die Rehabili­tation 2013, 52:34–39.
• Farin, E, Nagl, M, Ullrich, A. The comprehensibility of health education programs: Questionnaire development and results in patients with chronic musculoskeletal diseases. Patient Education and Counseling 2013, 90(2):239–246.
• Farin, E, Nagl, M, Ullrich, A. Health education literacy in patients with chronic musculoskeletal diseases: Development of a new questionnaire and sociodemographical predictors. Health Education Research 2013, 28(6): 1080–1091.
• Ullrich A, Schöpf AC, Nagl M, Farin E (in press). „Aktiv in der Reha“: Entwicklung und formative Evaluation einer Patientenschulung zur Förderung der Gesundheitskompetenz von chronisch Kranken. Die Rehabilitation.