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EQ Kinder-/ Jugendrehabilitation

Sicherung der Ergebnisqualität in der stationären medizinischen Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen

In den letzten Jahren ist die Häufigkeit chronischer körperlicher und psychischer Erkrankungen im Kindes− und Jugendalter in vielen Indikationsbereichen angestiegen (z.B. Enriquez, Persky, Hartert 2007; Ebbeling, Pawlak, Ludwig 2002). Dies hat unter anderem auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen aufgegriffen und stellt in seinem aktuellen Gutachten (2009) die Versorgungsanforderungen bei Kindern und Jugendlichen als eine zentrale Herausforderung dar. Der Bereich der Kinder-Jugend-Rehabilitation stellt in diesem Zusammenhang einen wichtigen Versorgungssektor dar. Behandlungsschwerpunkte der Kinder-Jugend-Rehabilitation sind Krankheiten des Atmungssystems, psychische Erkrankungen, Adipositas, Hautkrankheiten und Skoliose. Nach Daten der Deutschen Rentenversicherung (DRV) ist zwischen 2004 und 2007 die Anzahl der Anträge auf Kinderrehabilitation erkennbar angestiegen; die Anzahl der Bewilligungen stieg ebenfalls leicht an (vgl. Reha-Antragsstatistik der DRV).

Das Projekt „Sicherung der Ergebnisqualität in der stationären medizinischen Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen“ (EQ KiJu), welches von der Abteilung Qualitätsmanagement und Sozialmedizin (AQMS) im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung und der Gesetzlichen Krankenversicherung durchgeführt wurde, verfolgte das Ziel, ein Instrumentarium zur Qualitätssicherung der Ergebnisse in Einrichtungen der stationären medizinischen Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen zu entwickeln und zu erproben. Darüber hinaus soll, ausgehend von diesem Forschungsprojekt, ein Konzept zur Routineumsetzung der Qualitätssicherung bzgl. Ergebnismessung im Bereich der Kinder- und Jugendlichen-Rehabilitation entwickelt werden.

Das Projekt begann im September 2008. Im Rahmen der bis Ende März 2009 andauernden Konzeptionsphase wurde auf Basis von Rückmeldungen von Einrichtungen und Wissenschaftlern aus dem Bereich der Kinder- und Jugend-Rehabilitation ein Instrumentarium entwickelt und zusammen gestellt, das in der darauf folgenden Pilotphase in 24 Rehabilitationseinrichtungen für Kinder und Jugendliche eingesetzt und erprobt wurde. Die Datenerhebung in den teilnehmenden Einrichtungen im Rahmen der Pilotphase des Projektes fand im Zeitraum Anfang Mai 2009 bis Ende Januar 2010 statt. In die Untersuchung einbezogen wurden Rehabilitanden der Diagnosegruppen Adipositas, Asthma bronchiale, Neurodermitis und ADHS / Verhaltensstörungen. Rehabilitanden ab einem Alter von 12 Jahren wurden direkt per Fragebogen befragt, bei Rehabilitanden unter 12 Jahren füllte substitutiv ein Elternteil einen Fragebogen aus. Zusätzlich gaben Behandler unterschiedlicher Professionen (Ärzte, Therapeuten, Psychologen) über einen Behandlerbogen ihre Einschätzung ab.

Zur Ermittlung der Ergebnisqualität wurden in dem Forschungsprojekt die Konstrukte generische und erkrankungsspezifische Lebensqualität, wahrgenommene Veränderung bzgl. Lebensqualität, Gesundheitsverhalten, Körperfunktionen sowie Rehabilitanden- und Elternzufriedenheit erfasst. Die Datenerhebung fand im Rahmen einer längsschnittlichen Fragebogenerhebung mit den drei Messzeitpunkten Rehabilitationsbeginn, Rehabilitationsende und 6 Wochen nach Rehabilitationsende statt.

Aus den Piloteinrichtungen liegen Ergebnisse einer Gesamtpopulation von N = 3495 Rehabilitanden im Alter von 7 Monaten bis 22 Jahren vor. Im Bereich generischer Lebensqualität wird bei Rehabilitanden unter 12 Jahren über alle Diagnosegruppen (N = 1305) ein geringer Effekt (0,26) erzielt, während für die Rehabilitanden ab 12 Jahren (N = 929) ein mittlerer Effekt (0,56) vorliegt.

Befragt zu Veränderungen der Gesundheit durch die Rehabilitation äußern Eltern von Rehabilitanden unter 12 Jahren (N = 1365) auf einer fünfstufigen Antwortskala (1 – deutliche Verbesserung bis 5 – deutliche Verschlechterung), dass sich die Gesundheit ihres Kindes durch die Reha insgesamt verbessert hat (arithmetisches Mittel (M) = 1,93). Rehabilitanden ab einem Alter von 12 Jahren (N = 921) berichten auf einer fünfstufigen Antwortskala (1 – deutliche Verbesserung bis 5 – deutliche Verschlechterung) ebenfalls von einer Verbesserung ihrer Gesundheit durch die Rehabilitationsmaßnahme (M = 1,56). Behandler (N = 2328) geben, befragt zu Veränderungen der Gesundheit insgesamt durch die stationäre Rehabilitation auf einer siebenstufigen Antwortskala (1 – sehr deutliche Verbesserung bis 7 – sehr deutliche Verschlechterung) ebenfalls eine erkennbare Verbesserung der Gesundheit durch die Rehabilitation an (M = 2,07).

Zu ihrem Gesundheitsverhalten wurden Rehabilitanden ab 12 Jahren der Diagnosegruppen Adipositas (N = 706) und Asthma bronchiale (N = 162) jeweils zu Beginn und 6 Wochen nach der Rehabilitationsmaßnahme befragt. Bezüglich der Veränderungen im Gesundheitsverhalten konnte bei den untersuchten Kindern und Jugendlichen für die Diagnosegruppe Adipositas ein starker Effekt (0,85) und hinsichtlich der Diagnosegruppe Asthma bronchiale ein mittlerer Effekt (0,43) erzielt werden.

Hinsichtlich behandlerseitig erfasster, diagnosespezifischer Körperfunktionen wurden im Vergleich zwischen Reha-Beginn und Reha-Ende je nach Diagnosegruppe und untersuchtem Parameter geringe bis starke Effekte ermittelt.

Zur Erfassung der Rehabilitandenzufriedenheit wurde sowohl bei der Befragung der Eltern von Rehabilitanden unter 12 Jahren als auch bei Rehabilitanden ab 12 Jahren jeweils ein Gesamtskalenwert für die Zufriedenheit mit der Rehabilitationsmaßnahme berechnet (Polung beider Gesamtskalen: 1 – höchste Zufriedenheit, 5 – niedrigste Zufriedenheit). Bei den Eltern von Rehabilitanden unter 12 Jahren (N = 1342) wurde ein Zufriedenheitswert von M = 1,63 berechnet, der entsprechend der Polung der Skala für eine hohe Zufriedenheit steht. Bei der Befragung der Rehabilitanden ab 12 Jahren (N=1202) ergab sich auf der Gesamtskala ein durchschnittlicher Wert von M = 2,05, was ebenfalls dem Ergebnis einer hohen Zufriedenheit entspricht.

Auf der Basis der in diesem Projekt ermittelten Ergebnisse und Erfahrungswerte ist für die kommenden Jahre eine routinemäßige Erfassung der Ergebnisqualität in Einrichtungen der Kinder-Jugend-Rehabilitation geplant. Eine Entscheidung der Kostenträger zur organisatorischen Ausgestaltung eines solchen Verfahrens wird für das Jahr 2011 erwartet.

Literatur:

  • Ebbeling CB, Pawlak DB, Ludwig DS. Childhood obesity: public health crisis, common sense cure. The Lancet 2002; 360: 473-482
  • Enriquez R, Persky V, Hartert T. Trends in Asthma Prevalence and Recommended Number of Childhood Immunizations Are Not Parallel. Pediatrics 2007; 119: 222-223
  • Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Koordination und Integration - Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens (Sondergutachten 2009). 2009.

Zeitschriftenpublikationen:

  • Farin E, Gustke M, Jäckel WH, Widera T, Matthies S. Ergebnisqualität in der Kinder-Jugend-Rehabilitation: Resultate eines Projekts zur Entwicklung eines Qualitätssicherungsverfahrens. Gesundheitswesen, in Druck
  • Farin E, Gustke M, Widera T, Matthies S. Gesundheitszustand nach einer Kinder- und Jugendlichen-Rehabilitation. Profitieren Kinder/Jugendliche mit Adipositas, Asthma bronchiale, Neurodermitis und ADHS von einer stationären Rehabilitationsmaßnahme? Monatsschrift Kinderheilkunde, in Druck
  • Gustke M, Kosiol D, Bauer CP, Baumann A, Stachow R, Farin E. Die Fragebögen Disabkids und Kidscreen – Vergleich der Änderungssensitivität bei der Erfassung gesundheitsbezogener Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen. Zeitschrift für Medizinische Psychologie 2011, 2: 51-59
  • Gustke M, Petermann F, Farin E. Das Krankheitsmanagement von Kindern und Jugendlichen mit Adipositas und Asthma bronchiale: Veränderungen und Prädiktoren im Rahmen stationärer Rehabilitation. Die Rehabilitation 2011, 50 (6): 397-407

An der Pilotphase des Projekts haben folgende Einrichtungen teilgenommen:

  • Rehabilitationskinderklinik der Fachkliniken Wangen, 88239 Wangen/Allgäu
  • Klinik Santa Maria - Rehabilitationsklinik für Kinder und Jugendliche, 87541 Bad Hindelang-Oberjoch (Allgäu)
  • Fachklinik Prinzregent Luitpold, Rehabilitationsklinik für Kinder und Jugendliche, 88175 Scheidegg/Allgäu
  • Ostseeklinik Kühlungsborn GmbH (Klinik II Kind/Eltern), 18225 Ostseebad Kühlungsborn
  • AHG Klinik für Kinder und Jugendliche Beelitz-Heilstätten, 14547 Beelitz-Heilstätten
  • Klinik Hochried – Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Fachklinik für stationäre medizinische Rehabilitation für Kinder und Jugendliche, 82418 Murnau
  • CJD Garz - Fachklinik für Kinder und Jugendliche, 18574 Garz (Rügen)
  • Fachklinik Sylt für Kinder und Jugendliche – Rehabilitationsklinik der Deutschen Rentenversicherung Nord, 25980 Westerland/Sylt
  • Klinik Schönsicht - Rehabilitationsklinik für Kinder und Jugendliche, 83471 Berchtesgaden
  • AKG Reha-Zentrum - Kinderklinik Tannenhof, 18181 Graal-Müritz
  • Rehabilitationskinderklinik Bad Gottleuba GmbH & Co. KG, 01816 Bad Gottleuba
  • Klinik für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene der Spessart-Klinik Bad Orb, 63619 Bad Orb
  • Fachklinik Satteldüne für Kinder und Jugendliche der Deutschen Rentenversicherung Nord, 25946 Nebel auf Amrum
  • Fachklinik Gaißach - Zentrum für chronische Erkrankungen - Kinder, Jugendliche, Eltern - Rehabilitationsklinik der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd, 83674 Gaißach bei Bad Tölz
  • Fontane-Klinik Motzen - Psychosomatische Fachklinik, 15749 Mittenwalde
  • Kinderfachklinik Bad Sassendorf, Rehabilitation, Vorsorge- und Heilbehandlung für Kinder und Jugendliche mit seelischen und psychosomatischen Störungen, 59505 Bad Sassendorf
  • Kinder-Reha-Klinik "Am Nicolausholz", 06628 Bad Kösen/Naumburg
  • Edelsteinklinik - Fachklinik für Kinder- und Jugendrehabilitation der Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, 55758 Bruchweiler
  • Kinder Rehazentrum Usedom, 17459 Kölpinsee
  • Charlottenhall - Rehabilitations- und Vorsorgeklinik für Kinder und Jugendliche gGmbH, 36433 Bad Salzungen
  • Nordseeklinik Norderney – Rehabilitationsklinik für Hautkrankheiten, Atemwegserkrankungen und Allergien, 26548 Nordseeheilbad Norderney
  • Klinik Bavaria Zscheckwitz - Neurologisches Rehabilitationszentrum für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, 01731 Kreischa
  • Fachklinikum Borkum - Zentrum für Allergologie, Dermatologie, Pädiatrie und Pneumologie - Klinik II Kind / Eltern, 26757 Borkum
  • Rehabilitationsklinik Löbau GmbH, Fachklinik für psychosomatische und psychomotorische Störungen im Kindes- und Jugendalter, 02708 Löbau / OT Glossen

Eine Presseerklärung zum Forschungsprojekt finden Sie hier

Übersicht zu zentralen Arbeitsschritten im Projekt

Kontakt

Ksenija Fahrländer

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