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Freiburg, 04.04.2024

Stärken des Familienzusammenhalts

Freiburger Forschungsprojekt zur Stärkung der Familienresilienz bei Krebserkrankungen erhält BMBF-Förderung


Jedes Jahr erkranken circa 498.000 Menschen an Krebs. Alle davon haben Familienangehörige, einige davon minderjährige Kinder. Die neue Situation belastet alle, circa 20 bis 30 Prozent der Kinder leiden jedoch so sehr darunter, dass sie eine klinisch relevante Stresssymptomatik entwickeln. „Anders als bei herkömmlichen Familienkrisen stellt eine Krebserkrankung eine existenzielle Bedrohung dar. Sie ist einschneidend und zieht allen Familienmitgliedern sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weg“, wissen Dr. phil. Stefanie Pietsch und ihre Kolleg*innen aus ihrer täglichen Arbeit mit Familien im Angebot „Tigerherz … wenn Eltern Krebs haben“ am Tumorzentrum – Comprehensive Cancer Center Freiburg (CCCF) des Universitätsklinikums Freiburg.

Ein Projektteam rund um Pietsch möchte deshalb die Widerstandsfähigkeit von Familien (Familienresilienz) in Familien mit einer Krebserkrankung mittels eines sogenannten Co-Design-Ansatzes stärken. Dabei arbeiten in mehreren Schritten Patient*innen und ihre Familien sowie ein interdisziplinäres Workshop-Team bestehend aus Sozialwissenschaftler*innen, Psychoonkolog*innen, Designer*innen und Informatiker*innen zusammen, um Antworten und praktische Lösungen auf die Frage zu entwickeln: „Was macht Familien stark?“.

Die Besonderheit des Projektes mit dem Titel „PsyOnGa“ (Psychoonkologie mit Gamification): Die Familien nehmen aktiv an den Workshops teil und helfen dabei nicht nur, ein konkretes Unterstützungs-Tool zu erarbeiten. „Der Entwicklungsprozess dient zur selben Zeit als unterstützende Maßnahme für die gesamte Familie. Er soll sie dazu anregen, über eigene Strategien sowie Lösungen innerhalb der Familie nachzudenken und in einen konstruktiven sowie lebendigen Austausch miteinander zu treten“, erläutert Pietsch und ergänzt: „In den Workshops werden wir mit haptischen Design-Methoden arbeiten, um die Familien ganz praktisch und spielerisch ins Tun und Gestalten zu bringen.“

Was Familien brauchen

Elementarer Bestandteil des Entwicklungsprozesses sind die oben beschriebenen Workshop-Reihen, in denen alle Beteiligten eng zusammenarbeiten. Dabei diskutiert das Projektteam mit den Familien die wichtigsten Studienergebnisse aus der Forschung zum Thema Familienresilienz, ergänzt diese mit praktischen Erfahrungen der Familien und kommt in einen gemeinsamen Austausch.

Die Zwischenergebnisse sollen anschließend analysiert, transferiert und visualisiert werden, um sie als „Ausstellungsformat“ in Kliniken Familien zu präsentieren. Pietsch: „Dadurch können auch andere Patient*innen und ihre Familien von dem Projekt erfahren und Impulse für zuhause mitnehmen.“

Am Ende von „PsyOnGa“ soll ein konkretes Unterstützungstool entstehen, das Designer*innen der Technischen Hochschule Augsburg unter Einbindung der Familien entwickeln und bauen werden. Wie das Tool aussehen kann, ist bewusst offengehalten, damit sich alle Beteiligten am Entwicklungsprozess möglichst frei und interaktiv beteiligen können. Einen kleinen Einblick gibt Pietsch dennoch: „Da eine offene Kommunikation und Familienfunktionalität bedeutend für kindliches Wohlbefinden ist, wäre ein Prototyp gut vorstellbar, der die Kommunikation und Interaktion innerhalb der Familie fördert und die Familie besser miteinander vernetzt.“

„PsyOnGa“ überzeugt direkt

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hatte im Rahmen des Förderprogramms DATIpilot insgesamt 3.000 Bewerbungen erhalten; 600 Teams wurden daraufhin zu den in mehreren Städten stattfindenden DATIpilot-Roadshows eingeladen – so auch Pietsch. In einem 5-minütigen Pitch stellte Pietsch „PsyOnGa“ vor und konnte direkt überzeugen. Sie und 152 weitere Projekte wurden während der Roadshow per Teilnehmendenvoting direkt zur Förderung ausgewählt. 147 weitere Projekte hatten das Glück, durch ein Losverfahren eine zweite Chance auf Förderung zu erhalten. Das Projekt „PsyOnGa“ erhält eine Förderung in Höhe von bis zu 150.000 Euro für 18 Monate.

Das DATIpilot-Förderprogramm zielt darauf ab, Förderprozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen. Zudem fungiert es als Experimentierraum sowie als Erfahrungs- und Ideenspeicher für die im Aufbau befindliche Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI).

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin: Dr. phil. Stefanie Pietsch, stefanie.pietsch.tigerherz@uniklinik-freiburg.de

Bildunterschrift: Siegerin des Teilnehmendenvotings Dr. phil. Stefanie Pietsch beim Pitch-Wettbewerb im Rahmen des BMBF-Förderprogramms DATIpilot

Bildquelle: DATIpilot neues handeln


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