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Die neue Uronav Biopsieplattform ermöglicht transperineale MRT-TRUS Fusionsbiopsien in Lokalanästhesie

Im Bereich der Prostatakarzinomdiagnostik in der Klinik für Urologie gibt es Neuigkeiten.

Die Autoren: Prof. Dr. Cordula Jilg | Stv. Ärztliche Direktorin der Klinik für Urologie | Dr. August Sigle | Facharzt an der Klinik für Urologie

Eine neue Biopsieplattform ermöglicht die Durchführung der MRT-TRUS-Fusionsbiopsie in Lokalanästhesie und eine prospektive Pilotstudie untersucht den Nutzen eines periläsioneln Templates für die zusätzliche systematische Biospie (POET-Studie).

 

Neue Plattform ermöglicht MRT-TRUS-Fusionsbiopsien in Lokalanästhesie

Inzwischen ist die multiparametrische MRT fest in der Primärdiagnostik des Prostatakarzinoms implementiert. Vor diesem Hintergrund zeigen die Fallzahlen der MRT-TRUS-Fusionsbiopsien einen deutlichen Anstieg auf zuletzt 368 Fälle im vergangenen Jahr 2022 und mehr als 200 Fälle in der ersten Jahreshälfte 2023.          
Um dieser Herausforderung zu begegnen, haben wir uns entschieden, an unserem Zentrum transperineale MRT-TRUS-Fusionsbiopsien in Lokalanästhesie anzubieten. Mit der Uronav Plattform wurde ein neues Biopsiesystem angeschafft. Für den Eingriff wird der Patient in Steinschnittlage gelagert. Zunächst erfolgt die Lokalanästhesie mit kutaner Infiltration der perinealen Haut. Anschließend wird das Lokalanästhetikum im Bereich des Apex prostatae appliziert. Die Biopsie erfolgt als Software-basierte MRT-TRUS-Fusionsbiopsie über ein Template. Zunächst erfolgt eine Entnahme aus MRT-auffälligen Arealen. Anschließend werden 12-16 systematische Proben entnommen. Nach abgeschlossener Biopsie erfolgt die Einlage eines transurethralen Blasenkatheters. Dieser verbleibt bis zum Folgetag und wird vor der Entlassung entfernt. Die gesamte Intervention dauert zirka 25 Minuten. In den vergangenen drei Monaten wurde der Eingriff bereits mehr als 50 Mal durchgeführt. In den meisten Fällen wird die Intervention sehr gut toleriert. Das mittlere Schmerzempfinden auf einer Numerischen Rating Skala wurde bei 3/10 angegeben.           Federführend betreut wird die Einführung des neuen Biopsieverfahrens von der stellvertretenden Klinikdirektorin Frau Prof. C. Jilg und von Dr. A. Sigle. „Sicherlich gibt es den ein oder anderen Patienten, der eher ängstlich und schmerzempfindlich ist. Für diese Männer empfiehlt es sich, den Eingriff in Narkose durchführen zu lassen“, erklärt Dr. Sigle. Niedergelassene Urologinnen und Urologen können nach Beratung mit Ihren Patienten eine explizite Anmeldung zur „Fusionsbiopsie in Lokalanästhesie“ vornehmen. Diese erfolgt wie gewohnt über das zentrale Case Management der Klinik für Urologie.

 

Prospektive Studie zur Evaluation eines neuen periläsionalen Templates für die systematische Prostatabiopsie (POET-Studie)

Neben der Einführung einer neuen Biopsieplattform wird aktuell eine Pilotstudie zur prospektiven Evaluation eines periläsionalen Templates für die systematische Prostatabiopsie durchgeführt. Auch unter Anwendung einer MRT-gezielten Biopsie werden signifikante (=potenziell behandlungsbedürftige) Prostatakarzinome verpasst. Vor diesem Hintergrund empfehlen aktuelle Leitlinien eine zusätzliche systematische Sektor basierte Probenentnahme. Hierbei werden neben der gezielten Biopsie mindestens 12-16 zusätzliche systematische Biopsien entnommen. Diese zusätzlichen Entnahmen haben einerseits den erwünschten Effekt, dass weniger signifikante Prostatakarzinome verpasst werden und somit eine höhere diagnostische Genauigkeit erzielt wird. Andererseits führt die systematische Biopsie aber auch zu einer Überdiagnose des indolenten Prostatakarzinoms (einem Karzinom, das in aller Regel nicht symptomatisch oder mortalitätsrelevant wird). Überdies führt die systematische Biopsie durch die höhere Anzahl an Stanzzylindern zu einem erhöhten Ressourcenaufwand und einer möglicherweise höheren Komplikationsrate. Vor dem Hintergrund, dass die Hauptursache für das Verpassen eines signifikanten Karzinoms in der gezielten Biopsie in einem Targeting Fehler begründet ist, konnten wir in vorläufigen Analysen zeigen, dass das verpasste sPC meist in unmittelbarer Nähe des verfehlten Targets lokalisiert und leiten daher die Sinnhaftigkeit eines alternativen Templates für die systematische Biopsie ab. In einem sogenannten periläsionalen Template soll die systematische Biopsie auf eine Penumbra um die Targetläsion beschränkt werden, anstatt wie bisher anhand von Sektoren orientiert die gesamte Prostata zu adressieren. 
Die Planung der systematischen Biopsie anhand eines periläsionalen Templates könnte zu einer Reduktion der Anzahl diagnostizierter indolenter Prostatakarzinome bei nahezu gleichbleibendem Anteil an behandlungsbedürftigen Karzinomen führen. Außerdem wird eine Einsparung der zu entnehmenden Stanzzylinder mit assoziiert niedrigerem Ressourcenaufwand und geringeren Komplikationsraten erwartet. In der dargestellten Pilotstudie sollen zunächst beide Biopsie Strategien in einem intra-individuellen Vergleich untersucht werden. Diese Pilotstudie bildet die Grundlage für eine multizentrische Studie mit Randomisierung der Probanden für das eine versus das andere Template.            
Neben der Optimierung des Templates für die systematische Biopsie der Prostata werden im Rahmen der Studie auch funktionelle Beeinträchtigungen durch die Biopsie mittels Fragebogen Follow-Up untersucht. Zudem erfolgt eine prospektive Evaluation eines bereits CE-zertifizierten KI-Algorithmus zur Läsionsdetektion in der MRT-Untersuchung (Siemens Syngo.via, MR Prostata workflow).        

Die Pilotstudie rekrutierte seit April diesen Jahres koordiniert durch Studienleiter Dr. Sigle bereits 38 Patienten. Insgesamt ist der Einschluss von 154 Männern geplant. Eine Studienteilnahme wird Männern angeboten, die im Rahmen der Primärdiagnostik, eines Prostatabiopsie am Universitätsklinikum erhalten.