Zu den Inhalten springen

Operation bringt Fingerspitzengefühl zurück

Nach schwersten Verletzungen der Finger erspart ein aufwändiges Verfahren die Amputation und bringt sogar Gefühl und Funktion zurück

Eine Fingerkuppe oder ein Fingerendglied, das bei einem Unfall abgetrennt oder sehr stark verletzt wurde, wird bislang meist amputiert. Denn die Wiederherstellung, Replantation genannt, ist sehr aufwändig und erfordert Erfahrung in der Chirurgie kleinster Gefäße und Nerven. Ärzte des Universitätsklinikums Freiburg haben nun in einer Studie nachgewiesen, dass die meisten Patientinnen und Patienten, bei denen eine Replantation erfolgreich war, mit dem Ergebnis sehr zufrieden sind. Obwohl die Operation im Schnitt fast vier Stunden dauert und einen längeren Krankenhausaufenthalt erfordert als bei einer Amputation, empfehlen die Freiburger Ärzte, zukünftig mehr Patienten auf diese Weise zu behandeln. Die Studie wurde am 19. April 2017 im Fachmagazin Handchirurgie – Mikrochirurgie – Plastische Chirurgie veröffentlicht.

„Langfristig profitieren die meisten Betroffenen von einer Replantation des Fingerendgliedes. Denn dadurch können Gefühl und Funktion der Hand in der Regel wieder voll hergestellt werden – zusätzlich zum guten ästhetischen Ergebnis“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Steffen Eisenhardt, Oberarzt an der Klinik für Plastische und Handchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg. Obwohl die erste Replantation eines Fingerglieds bereits vor über 50 Jahren erfolgreich durchgeführt wurde, neigen Ärzte und Patienten oft noch immer zu einer Amputation und entscheiden sich gegen einen Replantationsversuch. Denn die Amputation ist technisch viel einfacher und die Betroffenen können den Finger schneller wieder benutzen, was gerade freiberuflichen Handwerkern wichtig ist. „Aber der Verlust des Fingerglieds kann ein Leben lang eine große Einschränkung sein. Das wird oft übersehen“, sagt Prof. Eisenhardt.

Für ihre Studie werteten die Freiburger Ärzte bei elf Patienten den Erfolg der Replantation sowie die Belastung durch die Operation aus. Darunter waren ein Kleinkind, mehrere Menschen mit Arbeitsunfällen und ein über 80-jähriger Landwirt. Die Betroffenen hatten sich die Fingerkuppen gequetscht, teilweise oder vollständig abgerissen oder abgeschnitten. Bei acht Patienten war die Rekonstruktion erfolgreich. Der größte Teil der Patienten ist mit dem Ergebnis zufrieden. Zwei Drittel der Patienten haben keinerlei Einschränkungen in Fühlen und Funktion des Fingers.

Mit den mikrochirurgischen Techniken, die die Freiburger Ärzte bei einer Replantation einsetzen, können Gefäße und Nerven von weniger als 0,8 Millimeter Durchmesser miteinander vernäht werden. Diese neuartigen Techniken sind nur mit langjähriger Ausbildung und der entsprechenden technischen Ausstattung möglich und werden als Supermikrochirurgie bezeichnet. Die Klinik für Plastische und Handchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg ist Vorreiter bei dieser Technik. Unter der Leitung von Prof. Dr. Björn Stark, Ärztlicher Direktor der Klinik für Plastische und Handchirurgie des Universitätsklinikums Freiburg, findet von 16. bis 18. November 2017 in Freiburg die Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße statt.

Original-Titel der Studie: Ergebnisse nach Fingerendgliedreplantation – Ist der Aufwand gerechtfertigt?

DOI: 10.1055/s-0043-102854

Link zur Studie: www.thieme-connect.de/DOI/DOI?10.1055/s-0043-102854 

Kontakt:
Prof. Dr. Steffen Eisenhardt
Oberarzt
Klinik für Plastische und Handchirurgie
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-24010
steffen.eisenhardt@uniklinik-freiburg.de 

Zurück