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Syphilis weiter auf dem Vormarsch

Dermatologie

(11.10.2016) Geschlechtskrankheiten sind besonders aufgrund von Sorglosigkeit etwas in Vergessenheit geraten und die Gefahr einer Ansteckung wird oft unterschätzt. 2015 stieg die Zahl der Syphilis-Infektionen in Deutschland laut Robert-Koch-Institut auf 6834 Fälle an. Das sind 19 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr (5726). Auch die Zahl der Neuinfektionen mit dem HI-Virus (fünfprozentige Erhöhung gegenüber dem Vorjahr) und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten ist nach wie vor sehr hoch.

„Die wenigsten Menschen sind sich heutzutage der Ansteckungsgefahr durch diese Krankheiten und die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose und Therapie bewusst“, erklärt Prof. Dr. Maja Mockenhaupt, Oberärztin in der Klinik für Dermatologie und Venerologie des Universitätsklinikums Freiburg. „Dabei kann man diesen Krankheiten durch den Schutz mit Kondomen beim Geschlechtsverkehr effektiv vorbeugen und so das Ansteckungsrisiko minimieren.“

Schmerzlose Geschwüre

Geschlechtskrankheiten zeigen sich durch unterschiedliche Merkmale. Syphilis, auch Lues genannt, tritt in Deutschland überwiegend bei Männern auf. Die Ansteckung erfolgt in erster Linie durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Nicht alle Infektionen werden jedoch sofort bemerkt. Nur ein Drittel wird im Primärstadium erkannt – in der Regel an einem schmerzlosen Geschwür mit hartem Rand an der Eintrittspforte des Erregers – also beispielsweise an den männlichen oder weiblichen Geschlechtsorganen oder im Mund. Andere, für Syphilis recht unspezifische Symptome wie geschwollene Lymphknoten, Wunden oder  Ausschläge können eine frühzeitige Diagnose erschweren.

Nach Abheilen der Geschwüre zeigt sich der Krankheitsverlauf in Schüben: Rote Flecke an Handflächen und Fußsohlen weisen auf die Krankheit hin. Wird die Krankheit nicht behandelt, heilt sie manchmal von alleine aus oder hält über Jahre an, zum Teil auch ohne Symptome zu verursachen. Die Gefahr dabei ist, dass noch nach Jahrzehnten schwere Organschäden auftreten können. Die gefürchtete Neurosyphilis zerstört Gehirn und Rückenmark. Früh erkannt lässt sie sich jedoch gut mit Antibiotika - Mittel der Wahl ist Penicillin intramuskulär - behandeln Zwar bleiben Antikörper gegen die Syphiliserreger langfristig im Blut nachweisbar, doch es besteht keine Immunität, das heißt man kann sich immer wieder neu infizieren und muss dann erneut behandelt werden.

Schwere Spätfolgen

Eine andere Geschlechtskrankheit ist Gonorrhö, umgangssprachlich auch Tripper genannt. Gonorrhö wird ebenfalls durch Bakterien, sogenannte Gonokokken, hauptsächlich über Schleimhautkontakt übertragen und verursacht häufig keine Krankheitsbeschwerden. So spüren viele Betroffene, vor allem  Frauen, keine oder nur geringe Symptome wie Ausfluss und Brennen beim Wasserlassen und stecken ihre Sexualpartner daher unwissentlich an. Behandeln kann man Gonorrhö gut durch die Gabe von Antibiotika. Unbehandelt kann es jedoch zu schweren Folgen wie Gebärmutter- oder Eileiterentzündungen bei der Frau und zu Prostataentzündungen beim Mann kommen. Die Folgen können Unfruchtbarkeit oder Fehlgeburten sein. „Wichtig ist auch die Behandlung der Sexualpartner, da es sonst zu einer immer wiederkehrenden wechselseitigen Ansteckung kommen kann, dem sogenannten Ping-Pong-Effekt“, sagt Prof. Mockenhaupt.

„Anlass zur Sorge gibt zudem die Zahl an Neuinfektionen mit Chlamydienbakterien“, betont Mockenhaupt. „Auch hier gibt es oft keine spürbaren Beschwerden wie eitrigen Ausfluss oder Brennen während des Wasserlassens, so dass viele Männer und Frauen Überträger sind, ohne es zu wissen.“ Bei der Frau kann die Infektion im schlimmsten Fall zur Unfruchtbarkeit führen.

Keine falsche Scham

Herpes genitalis wiederum wird durch Viren über Schleimhautkontakt übertragen. Mögliche Krankheitszeichen einer Herpes-Infektion können Juckreiz, Brennen im Genitalbereich und verstärkter Ausfluss sowie mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen sein, die später verkrusten. Zudem können allgemeine Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auftreten. Oft verläuft jedoch auch diese Infektion ohne jegliche Symptome. Die Behandlung eines Herpes genitalis erfolgt mit virushemmenden Medikamenten (Virustatika). Rechtzeitig eingesetzt, können die Mittel gegen die Symptome wirken. „Da das Virus latent im Körper bleibt, kann bei Patienten mit häufigen Rückfällen eine Langzeittherapie die Häufigkeit von Rückfällen vermindern“, erklärt Professor Mockenhaupt.

„Viele Menschen schämen sich, mit Beschwerden im Genitalbereich zum Arzt zu gehen. Die Scham ist jedoch völlig fehl am Platz, denn die Krankheiten sollten unbedingt behandelt werden – auch aus Rücksicht auf den Partner“, appelliert Prof. Mockenhaupt. Daher: Bei Jucken, Brennen oder ungewohnten Ausfluss lieber gleich zum Arzt!

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