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Keine Gefahr durch „Vampir-Grippe“

Freiburger Forscher haben ein neu entdecktes Influenzavirus aus Fledermäusen auf sein Gefahrenpotential untersucht / Veröffentlichung der Ergebnisse in Nature Communications

Fledermäuse spielen eine sehr große Rolle als Überträger und Reservoir verschiedenster humanpathogener Viren, wie zum Beispiel Ebola, SARS, Masern, Mumps oder Erregern von Hirnhautentzündungen.

2012 wurden in Guatemala in Fledermäusen (Sturnira lilium) erstmals Gensequenzen eines neuartigen, möglicherweise den Menschen gefährdenden  Influenza-Virus (H17N10) entdeckt.  Einer Forschergruppe am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg um Professor Dr. Martin Schwemmle ist es nun erstmals gelungen, dieses Virus zu studieren und Entwarnung für eine potentielle Ausbreitung auf den Menschen zu geben. Die Ergebnisse der Forschungsgruppe wurden nun in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Die vor zwei Jahren im Blut von Fledermäusen in Mittelamerika entdeckten genetischen Spuren eines neuen Grippe-Erregers lösten nicht nur unter Wissenschaftlern ein reges Interesse aus. Auch das Medienecho war hoch und gipfelte in der Schlagzeile „Kommt jetzt die Vampir-Grippe?“. Freiburger Wissenschaftler konnten nun die Fledermaus-Influenza-Viren mit Hilfe eines daraus abgeleiteten künstlich hergestellten (chimären) Virus aus sechs Genen des Fledermaus-Genoms und zwei Genen der Viren-Oberfläche eines bereits bekannten Influenza-A-Virus einer detaillierten Analyse unterziehen.    

„Unsere Studien ergaben, dass diese Fledermausviren tatsächlich Influenza-A-ähnliche Viren sind“, sagt Prof. Schwemmle. Influenza-A-Viren kommen hauptsächlich in Wasservögeln vor, aber auch andere Tiere und Menschen können infiziert werden. Influenza-A-Viren sind verantwortlich für leichte, aber auch lebensbedrohliche Krankheitsverläufe. Sie können aufgrund ihrer Fähigkeit zum genetischen Austausch mit anderen Influenza-Subtypen  leicht mutieren und weltweite Grippe-Wellen auslösen.

Nun konnten die Forscher mit Hilfe der chimären Viren zeigen, dass sich das neu entdeckte Virus zwar gut in menschlichen Zellen vermehrt, in Mäusen aber jedoch zu keiner Erkrankung führt. Ebenso wichtig ist der Nachweis, dass die Virusgnome so stark voneinander abweichen, dass sie sich mit Genen menschenpathogener Influenza-A-Viren nicht mischen können. Somit stellt das H17N10-Virus sehr wahrscheinlich kein Gefahrenpotenzial für die Entstehung einer neuen hochinfektiösen Virusvariante dar.

„Unsere Ergebnisse schließen zwar eine Möglichkeit der Übertragung des Fledermaus-Influenza-Virus auf Menschen nicht völlig aus, aber das Gefährdungspotential, das von diesen H17N10-Viren ausgeht, scheint doch vergleichsweise sehr gering zu sein “, erklärt Prof. Schwemmle vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg. Ein H17N10-ähnliches Virus  wurde kürzlich aus Fledermäusen in Peru isoliert. Ob noch weitere Influenzaviren in Fledermäusen zirkulieren bleibt abzuwarten.   

Originaltitel der Arbeit: An infectious bat-derived chimeric virus harbouring the entry machinery of an influenza A virus
DOI: 10.1038/ncomms5448

Kontakt:
Prof. Dr. Martin Schwemmle
Institut für Virologie
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 203-6526
martin.schwemmle@uniklinik-freiburg.de    

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