Internationale Studie belegt hohe Sterblichkeitsraten bei schweren Hautreaktionen
Erstmalige Verlaufsstudie zu Stevens-Johnson-Syndrom und Toxisch epidermaler Nekrolyse
Einer internationalen Studiengruppe ist es unter Beteiligung des Universitätsklinikums Freiburg gelungen, Sterblichkeit und Spätfolgen bei Patienten mit schweren unerwünschten Hautreaktionen auf einer breiten Datenbasis zu ermitteln. Das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und die Toxisch epidermale Nekrolyse (TEN) sind seltene Hautreaktionen, die überwiegend durch Medikamente ausgelöst werden und zur Ablösung der obersten Hautschicht und der Schleimhäute führen. Aufgrund des schweren Verlaufsund sehr hoher Sterblichkeitsraten gehören sie zu den schwersten unerwünschten Nebenwirkungen im Rahmen medikamentöser Therapien.
Da sie jährlich nur bei ein bis zwei Patienten pro eine Million Einwohner auftreten, waren bisher nur Studien mit sehr wenigen Teilnehmern möglich. Im Rahmen der Registerstudie „European Registry of Severe Cutaneous Adverse Reactions to Drugs and Collection of Biological Samples“, kurz RegiSCAR, konnte eine internationale Studiengruppe nun erstmals bei einer größeren Anzahl betroffener Patienten Daten zu Sterblichkeit und Spätfolgen über die Akutphase der Erkrankung hinaus systematisch erheben.
In einer soeben im Journal of Investigative Dermatology veröffentlichten Studie hat die Freiburger Statistikerin Dr. Peggy Sekula die Daten der Betroffenen zur Sterblichkeit und deren Risikofaktoren untersucht. Es zeigte sich, dass innerhalb der ersten 90 Tage bereits 28 Prozent der Patienten verstarben; im Verlauf eines Jahres stieg die Letalität auf 34 Prozent an. Dabei ist die Schwere der Reaktion nur in der ersten Phase der wichtigste Risikofaktor, danach spielen Alter und andere schwere Grunderkrankungen wie Leber- und Nierenleiden, Infektionen oder bösartige Tumoren eine größere Rolle.
Damit konnte die Studie überzeugend belegen, dass SJS und TEN zu den Reaktionen auf Medikamente gehören, die die schwerwiegendsten Folgen aufweisen. Hatte man bisher die Sterberate anhand der ersten sechs Wochen nach Auftreten der Hautreaktion bestimmt, so weisen nun die Ergebnisse aus, dass die Schwere der Reaktion ganze drei Monate lang den wichtigsten Faktor für das Überleben der Patienten darstellt und zukünftige Studien zeitlich ausgeweitet werden müssen, um die Sterberate korrekt angeben zu können. Für die Betreuung von Patienten mit schweren Hautreaktionen ergibt sich daraus, dass Todesfälle nicht nur innerhalb der ersten Tage und Wochen nach Beginn der Reaktion erwartet werden müssen und die Patienten daher auch bei bereits abklingender Reaktion noch einer intensiven Betreuung bedürfen.
Im Rahmen des RegiSCAR-Projektes werden weiterhin klinische Reaktionsmuster, diagnostische und therapeutische Maßnahmen, auslösende Faktoren, Langzeitfolgen sowie immunologische und genetische Aspekte von schweren Hautreaktionen untersucht. Mittlerweile vereint das Projekt Kooperationspartner in Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Großbritannien, Spanien, Israel, Südafrika und Taiwan und ist somit zu einem Internationalen Register für schwere Hautreaktionen geworden.
Das Universitätsklinikum Freiburg ist gleich zweifach beteiligt: Zum einen koordiniert das Dokumentationszentrum schwerer Hautreaktionen (dZh) an der Universitäts-Hautklinik unter Leitung von Prof. Dr. Maja Mockenhaupt das gesamte Projekt, erhebt Patientendaten aus ganz Deutschland und hat mit 270 von 460 die meisten Datensätze zu der von Dr. Sekula ausgewerteten Verlaufsstudie beigesteuert. Zum anderen übernimmt die Abteilung für Medizinische Biometrie und Statistik unter Leitung von Prof. Dr. Martin Schumacher in Kooperation mit dem Studienzentrum das Datenmanagement sowie die statistische Planung und Auswertung.
Originaltitel der Veröffentlichung: Comprehensive Survival Analysis of a Cohort of Patients with Stevens-Johnson Syndrome and Toxic Epidermal Necrolysis
doi: 10-1038/jid.2012.510
Kontakt:
Dr. Peggy Sekula
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Institut für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik
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