Wir überwinden Grenzen

Das Universitäts-Notfallzentrum des Universitätsklinikums Freiburg hat die Stressbelastung sowie die Sicherung der Patientensicherheit und –zufriedenheit untersucht / Dabei wurde auch der Freiburger Visitenstandard entwickelt

Das Universitäts-Notfallzentrum (UNZ) am Universitätsklinikum Freiburg ist für die Erstversorgung von Notfallpatienten in der Region Südbaden zuständig. Stark angestiegene Patientenzahlen, das nicht planbare akute Patientenaufkommen und Schichtarbeit führen immer wieder zu Spitzenbelastungen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in dem interprofessionellen Team des UNZ. „Vor diesem Hintergrund haben wir uns die Frage gestellt, wie die Zufriedenheit der Beschäftigten gefördert und dabei die Patientensicherheit weiter ausgebaut werden kann“, sagt Prof. Dr. Hans-Jörg Busch, Ärztlicher Leiter des UNZ. Deshalb wurden mit professioneller Unterstützung die Prozesse in der medizinischen Notaufnahme evaluiert und die Zusammenarbeit in den einzelnen interprofessionellen Teams betrachtet.  

„Unser Ziel war es, eine zentrierte, patientennahe Notfallversorgung so zu gestalten, dass sich die Ärztinnen und Ärzte sowie die Pflegenden voll auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können und die Patienten dabei im Mittelpunkt stehen.“ Diesen Zustand vollster Konzentration, der beispielsweise auch bei Chirurgen im Operationssaal zu beobachten ist, beschreibt der emeritierte Psychologie-Professor Mihály Csíkszentmihályi von der University of Chicago als „Flow“. Auf seinen Erkenntnissen basiert auch das Prinzip, mit dessen Hilfe die Prozesse im Notfallzentrum betrachtet wurden. Der Einstieg in diese Analyse erfolgte über klare Ziele: So sollte die Patientenversorgung und die Patientenzufriedenheit im Mittelpunkt der Betrachtung und des Handelns stehen.    

Als erster Schritt wurden knapp 100 Patientinnen und Patienten repräsentativ befragt, wie zufrieden sie mit ihrer Versorgung und ihrem Aufenthalt im UNZ waren. „Über die hervorragende Beurteilung haben wir uns sehr gefreut“, sagt Prof. Busch. So waren 95 Prozent mindestens ziemlich zufrieden mit den Leistungen des ärztlichen und pflegerischen Teams im Notfallzentrum, 49 Prozent der Patienten waren sogar sehr zufrieden. „Bei der Befragung der Patienten kam aber auch heraus, dass sie sich mehr Zeit zum Reden, einen verständlicheren Behandlungsplan und mehr Informationen zu Medikamenten wünschen“, ergänzt Prof. Busch.  

Gleichzeitig wurden auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Notfallzentrums zu weiteren Kriterien wie „Fokus und Feedback“ befragt. Auf Grundlage der Ergebnisse wurde die Visite noch patientenorientierter mit klaren Visitendefinitionen und -abläufen gestaltet. Der neu entwickelte „Freiburger Visitenstandard“ definiert in Form von Checklisten für alle ärztlichen und pflegerischen Visitenteilnehmer, wer wann welche Informationen zur Visite beiträgt. „Diese Liste entlastet Ärzte und Pflege, sichert die Besprechungsqualität und erlaubt einen besseren Fokus auf die Inhalte“, ist Prof. Busch überzeugt. „Im Ergebnis führt dies zu einem schnelleren, fokussierten Arbeiten, mehr Zeit für das direkte Patientengespräch und einer Sicherung der Qualität.“  

Das Fazit des Ärztlichen Leiters des Universitäts-Notfallzentrums zum Projekt ist durchweg positiv. „Es hat zu einer spürbaren Entlastung des interprofessionellen Teams geführt – zum einen durch die Optimierung der Visite, zum anderen durch die Schulung der Mitarbeiter hinsichtlich Resilienz und Kommunikation in Notfallsituationen. Die herausragende Patientenzufriedenheit untermauert den Erfolg“, sagt Prof. Busch.    

Kontakt:
Prof. Dr. Hans-Jörg Busch
Ärztlicher Leiter
Universitäts-Notfallzentrum Freiburg
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-33333
hans-joerg.busch@uniklinik-freiburg.de