Wirkung von Reizgas nicht unterschätzen
Experten des Universitätsklinikums Freiburg warnen vor schweren Schleimhautreizungen / Reizgas nur im Notfall benutzen
Am Freitag, 22. März 2019, wurde in einer Freiburger Grundschule vermutlich Reizgas versprüht. Mit Reizgas, auch als Pfefferspray CS- oder Tränengas bezeichnet, soll man in Notwehr-Situationen übergriffige Personen abwehren können. Die Sprays unterliegen eigentlich dem Waffengesetz, sind häufig aber anders deklariert und frei verkäuflich. Zugelassen sind Pfeffersprays in Deutschland aufgrund der sehr starken Wirkung nur gegen Tiere. Pfeffersprays sollten nur im Notfall – keinesfalls zweckentfremdet und leichtfertig – verwendet werden, denn das Gas kann schwere Schleimhautreizungen auslösen.
„Pfefferspray kann zu Kontaktirritationen in den Augen oder Atemwegen führen“, sagt Prof. Dr. Hans-Jörg Busch, Ärztlicher Leiter Medizin des Universitäts-Notfallzentrums (UNZ) am Universitätsklinikum Freiburg. Im schlimmsten Fall könne das Spray sogar einen Asthmaanfall auslösen und dabei lebensbedrohlich werden. Um die Reizstoffe zu neutralisieren und die teils starken Schmerzen zu lindern, ist es wichtig, sofort mit der Reinigung der betroffenen Stellen zu beginnen. „Auch auf der Haut kann es zu Reizungen kommen“, so Prof. Busch. „Im Universitäts-Notfallzentrum versuchen wir durch fließendes, lauwarmes Wasser die betroffenen Stellen inklusive der Augen zu reinigen“, erklärt Prof. Busch. „Wenn die Atemwege betroffen sind, werden die Patienten mit Inhalationen von Sauerstoff und Substanzen versorgt, die die Bronchien erweitern.“
„Wer Pfefferspray in die Augen bekommen hat, muss sie unverzüglich mit viel klarem Wasser auswaschen“, sagt Prof. Dr. Thomas Reinhard, Ärztlicher Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. „Die im Spray enthaltenen Substanzen greifen die Augenhornhaut und -bindehaut an und können zu Entzündungen führen, die Wochen anhalten.“ In der Klinik für Augenheilkunde werden zur Behandlung spezielle Flüssigkeiten zur Spülung der Augenoberfläche verwendet. „Bei schwereren Verätzungen kommen auch Kortisoninjektionen unter die Bindehaut sowie Amnion-Schalen aus menschlicher Eihaut zum Einsatz, um eine rasche Oberflächenregeneration zu erreichen. Insbesondere die Tränenproduktion kann durch eine Reizung mit Pfefferspray beeinflusst werden. Dies kann für die betroffenen Patienten langfristig sehr problematisch sein“, so Prof. Reinhard.
Beide Experten raten Betroffenen, keinesfalls die mit Reizgas in Kontakt gekommenen Stellen beispielsweise durch Reiben weiter zu reizen. Da es durch Pfefferspray zu nicht unerheblichen Verletzungen wie Atemnot kommen kann, sollten sie so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen. Am Universitätsklinikum Freiburg stehen Experten im Universitäts-Notfallzentrum und in der Augen-Notfallpraxis an der Klinik für Augenheilkunde zur Verfügung.
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