Hochpräzise Strahlen gegen Leberkrebs
Freiburger Studie auf dem weltweit bedeutendsten Strahlentherapiekongress ausgezeichnet / Hochpräzisionsbestrahlung ermöglicht gute Tumorkontrolle auch bei fortgeschrittenem Leberkrebs
Jährlich steigt die Zahl der Menschen in Deutschland, die die Diagnose Leberkrebs erhalten. Alkoholische und nicht-alkoholische Fettleber, Viruserkrankungen und starkes Übergewicht sind einige Gründe dafür. Nun konnten Forschende des Universitätsklinikums Freiburg in einer Studie zeigen, dass eine Hochpräzisionsbestrahlung bei inoperablen Tumoren eine wichtige Behandlungsmöglichkeit darstellt. Durch die nicht-invasive, millimetergenaue Bestrahlung werden die Krebszellen punktgenau zerstört, ohne dass gesundes Gewebe geschädigt wird. Die Ärzt*innen und Wissenschaftler*innen verglichen den Behandlungserfolg mit einem etablierten invasiven Verfahren, bei dem die Nährstoffzufuhr des Tumors abgeschnitten wird. Die Studie wurde Ende Oktober auf dem weltweit bedeutendsten Strahlentherapiekongress ASTRO (American Society for Radiation Oncology) mit dem Titel „Best of ASTRO“ausgezeichnet.
„Unsere Studie zeigt, dass die Hochpräzisionsbestrahlung bei Leberkrebs eine immer wichtigere Behandlungsoption darstellt“, sagt Prof. Dr. Anca-Ligia Grosu, Ärztliche Direktorin der Klinik für Strahlenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. „Entscheidend dabei ist, dass die Wahl der passenden Therapie von Expert*innen unterschiedlicher Fachbereiche gemeinsam getroffen wird. So können wir sicherstellen, dass jede*r die Behandlung bekommt, die für ihn oder sie am besten passt“, so Grosu.
Nur weniger als 20 Prozent der Patient*innen mit Leberzellkarzinom, auch hepatozelluläres Karzinom (HCC) genannt, können chirurgisch geheilt werden. Oft erfasst die Erkrankung ausschließlich die vorgeschädigte Leber. Dies erfordert örtliche Behandlungsverfahren, die Tumorherde dauerhaft beseitigen und insbesondere die Leber nicht weiter belasten. Wenn der Tumor bereits in die Gefäße eingewachsen ist oder Metastasen in der Leber auftreten, ist die sogenannte transarterielle Chemoembolisation (TACE) der Behandlungsstandard. Hierbei wird gezielt eine Mischung aus Chemotherapie und der öligen Kontrastsubstanz Lipiodol in die zuführenden Gefäße des Herdes eingespritzt, um dem Tumor die Nährstoffzufuhr abzuschneiden. Aber nicht alle Patient*innen eignen sich für eine TACE-Therapie. Es gibt gute Hinweise dafür, dass eine äußere Hochpräzisionsstrahlentherapie (SBRT) zumindest gleichwertige Ergebnisse erzielen könnte. Um dies zu überprüfen, wurde die klinische Studie HERACLES durchgeführt.
„Das Besondere an der Studie ist das innovative Design. Jede*r Patient*in erhielt von einem Expertengremium im Rahmen der wöchentlichen Tumorboards eine Empfehlung entweder für die TACE oder für die Strahlentherapie (SBRT). Durch die ausgewogene Verteilung der Patient*innen ließen sich die Therapien im Anschluss vergleichen“, erklärt PD Dr. Eleni Gkika, Geschäftsführende Oberärztin an der Klink für Strahlenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. Sie war in einem Team um Prof. Dr. Thomas Brunner, inzwischen Direktor der Klinik für Strahlentherapie an der Universität Magdeburg, an der Studie beteiligt.
Insgesamt nahmen 40 Patient*innen an der Studie teil. Bei Patient*innen, denen eine SBRT empfohlen wurde, war der Tumor schon weiter fortgeschritten. Die Ergebnisse zeigten jedoch, dass die Ärzt*innen bei Patient*innen mit lokal weit fortgeschrittenen Tumoren mittels SBRT-Bestrahlung eine bessere lokale Kontrolle erzielen konnten als mit der TACE, und das bei geringeren Nebenwirkungen. Die durchschnittliche Lebensdauer der Patienten, die mit TACE behandelt wurden, war aufgrund der günstigeren Tumorstadien im Vergleich zu den Patienten mit SBRT länger, jedoch war der Unterschied gering.
„Die Hochpräzisionsbestrahlung hat den Vorteil, dass sie weniger belastend für die Patient*innen ist, weil der Eingriff in die Gefäße und meist auch der stationäre Aufenthalt im Krankenhaus entfallen. Außerdem ist die Strahlentherapie in wenigen kurzen Sitzungen abgeschlossen, sehr gut verträglich und verursacht nur geringe Nebenwirkungen“, sagt Grosu.
Die vom Deutschen Konsortium Translationale Krebsforschung (DKTK) und vom Universitätsklinikum Freiburg geförderte HERACLES-Studie wurde in enger Zusammenarbeit der Klinik für Strahlenheilkunde mit der Klinik für Innere Medizin II (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Robert Thimme) und der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Fabian Bamberg) des Universitätsklinikums Freiburg durchgeführt.
Kontakt:
Prof. Dr. Anca-Ligia Grosu
Ärztliche Direktorin
Klinik für Strahlenheilkunde
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