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Freiburg, 08.11.2016

Keuchhusten gefährdet immer mehr Kinder

Aktuell mehr als doppelt so viele Erkrankte wie im Vergleichszeitraum 2015 / Ungeimpfte Jugendliche und Erwachsene können Säuglinge infizieren / Ansteckungsgefahr in Herbst und Winter besonders hoch


Im Jahr 2016 wurden in Baden-Württemberg mit 2.671 Patienten mehr als doppelt so viele Personen wegen Keuchhusten behandelt wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres, als 1.147 Menschen erkrankt waren. Das teilt  das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg in seinem aktuellen Infektionsbericht mit. 104 der Betroffenen waren Säuglinge, bei denen die Atemwegserkrankung lebensgefährlich verlaufen kann. Da eine Impfung vor Ansteckung schützen oder die Symptome mildern kann, empfehlen Ärzte dringend, auf einen vollständigen Impfschutz zu achten. „Wir beobachten in letzter Zeit zunehmend schwere Fälle von Keuchhusten“, sagt Prof. Dr. Philipp Henneke, Leiter der Sektion Pädiatrische Infektiologie und Rheumatologie der Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg. Als Grund für den Anstieg sieht vor allem die niedrigen Impfquoten bei Jugendlichen und Erwachsenen. „Das erlaubt die Zirkulation des Erregers in der Bevölkerung und bedroht so die Schwächsten“, sagt Prof. Henneke. In den Herbst- und Wintermonaten ist das Ansteckungsrisiko besonders hoch. Darum sollten auch Jugendliche und Erwachsene dringend ihren Impfschutz überprüfen lassen.

Besondere Vorsicht bei Säuglingen

Keuchhusten, auch Pertussis genannt, wird durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht. Pertussis wird durch Tröpfcheninfektion übertragen und ist hochansteckend. Bei Säuglingen und Kleinkindern führt Pertussis zu heftigen Hustenattacken. Das namensgebende keuchende Geräusch entsteht aufgrund der geschwollenen Atemwege beim Einatmen. Atemnot durch angeschwollene Atemwege und Erbrechen sind häufige Begleiterscheinungen. Bei kleinen Kindern können Atempausen lebensgefährlich werden, insbesondere im Schlaf. „Neugeborene und kleine Säuglinge sollten bei jeder vermeintlich harmlosen Erkältung von einem Arzt auf Keuchhusten untersucht werden“, sagt Prof. Henneke.

Im ersten Lebensjahr muss eine Infektion oft im Krankenhaus behandelt werden. Bei größeren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hingegen zeigt sich Pertussis als uncharakteristischer, aber hartnäckiger Husten. Die Erkrankung wird, wenn überhaupt, erst spät erkannt, und wird daher insbesondere durch Erwachsene übertragen.

Regelmäßige Impfung wichtig

„Bei nicht geimpften Personen führt fast jeder Kontakt zu einer Infektion“, sagt Prof. Henneke. Eine Impfung senkt das Ansteckungsrisiko deutlich. Kommt es trotzdem zur Krankheit, sind die Symptome milder. Für eine erste Grundimmunisierung sollten Säuglinge so früh wie möglich, das heißt zu Beginn des dritten Lebensmonats zum ersten Mal geimpft werden. Auffrischungsimpfungen sind im Alter von fünf bis sechs und danach etwa alle zehn Jahre sinnvoll. Die Impfstoffe wurden in den letzten Jahrzehnten deutlich weiterentwickelt. „Die Impfung ist sehr gut verträglich“, sagt Prof. Henneke.

Um Neugeborene bestmöglich vor einer Ansteckung zu schützen, sollten alle Familienangehörigen und enge Kontaktpersonen bereits vor der Geburt eines Kindes den Impfstatus überprüfen und ergänzen. Frauen wird derzeit eine Impfung vor oder unmittelbar nach der Schwangerschaft empfohlen. „Der für Säuglinge lebensbedrohlichen Zunahme des Keuchhustens zu begegnen, das schaffen wir nur gemeinsam“, sagt Prof. Henneke.

Kontakt:
Prof. Dr. Philipp Henneke
Leiter der Sektion Pädiatrische Infektiologie und Rheumatologie
Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-77640
philipp.henneke@uniklinik-freiburg.de 

Weitere Informationen:

Infektionsbericht KW 43 des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg

Übersicht des Robert-Koch-Instituts zu Keuchhusten 

Sektion Pädiatrische Infektiologie und Rheumatologie des Universitätsklinikums Freiburg


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