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Freiburg, 26.08.2016

Stufenplan soll der weiteren Ausbreitung von Bakterien bei Frühgeborenen vorbeugen

Keine Erkrankungen, aber die Besiedlung von vier Frühgeborenen führt zur Umverteilung von Frühgeborenen auf eine neue Intensivstation. Die sichere Versorgung von Frühgeborenen ist damit gewährleistet.


Auf der Neugeborenen-Intensivstation (Neonatologie) des Universitätsklinikums Freiburg ist bei Routineuntersuchungen Mitte der Woche bei insgesamt vier Frühgeborenen eine Besiedlung mit Bakterien vom Typ Serratia marcescens festgestellt worden. Da die Kinder nur besiedelt sind, zeigen sie weder Anzeichen einer Infektion noch sind sie erkrankt. Untersuchungen haben gezeigt, dass es sich jetzt um einen anderen Bakterienstamm als bei der Ausbreitung im November vergangenen Jahres handelt. Mit den Erfahrungen vom November 2015 tritt nun automatisch ein Stufenplan in Kraft, um die Versorgung aller Patienten und Neuaufnahmen sicherzustellen und einer weiteren Verbreitung zuvorzukommen.  

„Serratien haben bei Neugeborenen ein enormes Ausbreitungspotential und alle neonatologischen Intensivstationen haben immer wieder damit zu kämpfen. Daher nehmen wir Besiedlungen auch von nur wenigen Patienten sehr ernst und beginnen mit unseren Maßnahmen schon beim Nachweis der ersten Übertragung. Wichtig ist, dass man auf eine solche Situation gut vorbereitet ist und die nötigen Abläufe geprobt sind. Das ist am Universitätskliniken Freiburg der Fall“, sagt Prof. Dr. Hajo Grundmann, Leiter der Infektionsprävention und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Freiburg.  

Nach bekannt werden der jetzigen Ausbreitung wurden sofort umfangreiche Maßnahmen eingeleitet, die über die hohen Hygienestandards auf der Neugeborenen-Intensivstation hinausgehen. So wurden alle Patienten in der Neonatologie auf diesen Erreger wiederholt untersucht und die besiedelten Kinder von den nicht-betroffenen Kindern räumlich getrennt. Weiterhin werden nun diagnostische und pflegerische Maßnahmen mit den Angehörigen auf die Patienten abgestimmt, so dass es keine Durchmischung gibt.  

Um allen möglichen Gefährdungen zu einem so frühen Zeitpunkt entgegenzutreten hat sich das Universitätsklinikum Freiburg entschieden, bereits zum jetzigen Zeitpunkt eine weitere Sicherheitsstufe einzuleiten. So wurde eine zweite Neugeborenen-Intensivstation für Neuaufnahmen eröffnet, um zu gewährleisten, dass Frühgeborene direkt nach der Entbindung auf der neuen Intensivstation mit eigenem Personal betreut werden können.  

Das bedeutet, dass das Universitätsklinikum Freiburg nach wie vor frühgeborene Kinder behandeln kann. Es besteht kein Aufnahmestopp.  

„Die kollegiale und schnelle Zusammenarbeit der unterschiedlichen Fachbereiche macht mich zuversichtlich, dass eine Ausbreitung von potentiellen Infektionserregern auch in der Zukunft frühzeitig beherrscht werden kann“, sagt Prof. Grundmann.  

Die Entbindungsstation ist von den Maßnahmen nicht betroffen. Die Bereiche sind räumlich und personell vollständig voneinander getrennt. Das heißt, Frauen können nach wie vor ihr Kind ohne Risiko in der Universitäts-Frauenklinik zur Welt bringen.


Hintergrund:
Serratien sind Bakterien, die bei vielen Menschen zur Darmflora gehören, auch in der Umwelt vorkommen und in der Regel kein Risiko darstellen. Bei Patienten mit sehr eingeschränkter Immunabwehr, zum Beispiel bei extrem unreifen Frühgeborenen, können diese Bakterien allerdings auch schwere Infektionen verursachen. Typische Erkrankungen sind Wund- und Harnwegsinfekte, Atemwegsinfekte sowie Lungenentzündung, bis hin zur Sepsis (Blutvergiftung). Übertragungen von Serratien treten immer wieder auf Frühgeborenen-Intensivstationen auf, sind aber in der Regel antibiotisch beherrschbar. Das liegt auch daran, dass dieser „Frühchenerreger“ nicht so schnell erweiterte Resistenzen ausbildet und daher oft empfindlich für viele Antibiotika bleibt.


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