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Freiburg, 24.03.2016

Heilungsverlauf nach Schlaganfall früh vorhersagbar

Hirnaktivität bei Patienten mit gutem und schlechtem Verlauf in den ersten Tagen unterschiedlich


Welche Patienten nach einem Schlaganfall langfristig besonders viel Unterstützung benötigen, konnten Forscherinnen und Forscher des Universitätsklinikums Freiburg jetzt bereits in den ersten Tagen nach dem Schlaganfall ermitteln. Mit Hilfe bildgebender Verfahren untersuchten sie die Hirnaktivität bei 34 Patienten mit schwerem Schlaganfall in der rechten Hirnhälfte. Dabei zeigte sich: Je aktiver die Zellen im rechten Aufmerksamkeitszentrum des Gehirns waren, desto besser war auch die langfristige Gesamterholung. Zudem erholten sich Patienten besonders gut von einer als Neglect bezeichneten räumlichen Wahrnehmungsstörung, wenn in der linken Hirnhälfte das Areal besonders  aktiv war, das rechts geschädigt wurde. Patienten mit dieser Störung verhalten sich so, als hätte eine Seite des Raumes oder des eigenen Körpers aufgehört zu existieren. Die Mitte Februar im FachmagazinAnnals of Neurology veröffentlichten Ergebnisse könnten zukünftig helfen, Patienten mit schlechter Heilungsprognose früh zu identifizieren und durch besonders intensive Rehabilitations-Maßnahmen zu unterstützen.

„Wir haben in der Analyse der Hirnaktivität zwei wesentliche Parameter gefunden, mit denen wir den Heilungsverlauf bei Schlaganfall-Patienten sehr gut vorhersagen können“, sagt Prof. Dr. Cornelius Weiller, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurologie und Neurophyisologie des Universitätsklinikums Freiburg. „Ich rechne damit, dass wir in drei bis vier Jahren ein zuverlässiges Prognosewerkzeug für den klinischen Alltag haben werden“, so Prof. Weiller weiter. Bislang war eine frühzeitige Prognose nur durch sekundäre Parameter wie Alter, Gesundheitszustand und Größe der betroffenen Gehirnregion möglich. Die Freiburger Forscher untersuchten Schlaganfall-Patienten mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) zwei bis drei Tage, acht bis zehn Tage und vier bis sechs Monate nach dem Schlaganfall.

Überraschend war, dass sich eine hohe Aktivität der linken Hirnhälfte positiv auf die Erholung vom Neglect auswirkte. Bisher wurde vermutet, dass ein Ungleichgewicht in der Aktivität der Hirnhälften den Zustand der Patienten verschlechtert. „Unsere Ergebnisse widerlegen die Hypothese der konkurrierenden Gehirnhälften als Ursache für das Auftreten von Neglect und sprechen eher für eine gegenseitige Unterstützung. Insbesondere wenn die Hirnschäden sehr groß sind,  ist eine frühere Verschaltung zwischen betroffener und gesunder Gehirnhälfte wichtig, damit sich der Patient bereits in den ersten Wochen nach dem Schlaganfall gut erholt“, sagt die Erstautorin der Publikation Dr. Roza Umarova, Fachärztin und zum Zeitpunkt der Studie Arbeitsgruppenleiterin an der Klinik für Neurologie und Neurophysiologie des Universitätsklinikums Freiburg. Ob eine therapeutische Stimulation des Gehirns von außen bei der Rehabilitation förderlich sein kann und welches Hirnareal dafür infrage käme, sollen weitere Untersuchungen zeigen.

Titel der Original-Arbeit: Predictors and signatures of recovery from neglect in acute stroke

DOI: 10.1002/ana.24614

Link zur Publikation: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26873402

Bildunterschrift: Ein Schlaganfall führt häufig zu einer räumlichen Wahrnehmungsstörung, Neglect genannt. Diese fällt wesentlich schwächer aus, wenn die Kommunikation zwischen linker und rechter Gehirnhälfte intensiv ist.

Bildquelle: Universitätsklinikum Freiburg

Kontakt:
Dr. Roza Umarova
Fachärztin
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-50010
roza.umarova@uniklinik-freiburg.de


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