Psychologische Interventionen in der neurologischen Rehabilitation
Praxisempfehlungen für psychologische Interventionen in der neurologischen Rehabilitation: Multiple Sklerose, Idiopathisches Parkinson-Syndrom und Schlaganfall
Projektlaufzeit: Januar 2017 – August 2018
Förderer: Deutsche Rentenversicherung Bund
Hintergrund:
Psychologische Interventionen sind in Deutschland ein fester Bestandteil im Behandlungsspektrum der medizinischen Rehabilitation. Obwohl die vorliegenden Leitlinien der Fachgesellschaften oder die Therapiestandards der Deutschen Rentenversicherung psychologische Interventionen explizit einschließen, sind sie häufig nicht ausreichend differenziert, um praktisches psychologisches Handeln im Einzelfall leiten zu können.
Vor diesem Hintergrund wurden in zwei bereits abgeschlossenen Projekten Praxisempfehlungen für psychologische Interventionen in Rehabilitation von Patienten mit chronischem Rückenschmerz oder koronarer Herzerkrankung (Laufzeit: 2009-2012) sowie für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2, onkologischen Erkrankungen (Mamma-, Prostata- und Kolonkarzinom) oder Schlaganfall (Laufzeit: 2014-2016) entwickelt.
In dem hier vorgestellten Folgeprojekt wurden in die Praxisempfehlungen „Schlaganfall“ Empfehlungen für die Indikationsbereiche Multiple Sklerose und Idiopathisches Parkinson-Syndrom integriert.
Ziel der Praxisempfehlungen war es, detaillierte Empfehlungen für psychologische Interventionen zu formulieren, die in Abhängigkeit von bestimmten Problemlagen indiziert sind. Um eine gezielte Zuweisung zu den entsprechenden Angeboten zu unterstützen, sollten zudem diagnostische Verfahren benannt werden, durch die psychologisch relevante Problemlagen der Rehabilitanden festgestellt werden können. Anders als in den Vorgängerprojekten zu den anderen somatischen Indikationsbereichen wurden für die drei neurologischen Indikationsbereiche Multiple Sklerose, Idiopathisches Parkinson-Syndrom und Schlaganfall gemeinsame sowie spezifische Empfehlungen entwickelt, um das praktische Arbeiten mit diesen zu erleichtern. Den drei Indikationsbereichen gemeinsame Problemlagen werden dabei übergeordnet und spezifische Inhalte und Empfehlungen für jeden Indikationsbereich gesondert dargestellt. Dieses Vorgehen ermöglicht es, den Geltungsbereich der Praxisempfehlungen auf die neurologische Rehabilitation zu erweitern und nicht auf die drei Indikationsbereiche zu begrenzen. So liegen mit den Praxisempfehlungen umfassende und evidenzbasierte Empfehlungen spezifisch für die Indikationsbereiche Multiple Sklerose, Idiopathisches Parkinson-Syndrom und Schlaganfall vor, die jedoch aufgrund des Problemlagen-orientierten Aufbaus auf andere Erkrankungsbilder der neurologischen Rehabilitation anwendbar sind.
Projektablauf und Methode
Phase 1:
Zunächst wurden nationale und internationale Leitlinien sowie systematischen Reviews für die Behandlung von PatientInnen mit den jeweiligen Erkrankungen (Parkinson-Syndrom und Multiple Sklerose) systematisch recherchiert und bezüglich psychologsicher Interventionen ausgewertet. Bei der Auswertung und Zusammenfassung wurde die Übertragbarkeit der Empfehlungen (z. B. hinsichtlich Therapiedichte und -dauer) auf das deutsche Rehabilitationssystem einschließlich der Nachsorgeprogramme und des ambulanten Versorgungssystems berücksichtigt. Angaben zu den bestehenden Strukturen im ambulanten und stationären deutschen Rehabilitationssystem konnten hier dem Vorgängerprojekt entnommen werden (siehe auch Kampling et al. 2015).
Phase 2:
Auf Grundlage der Evidenz, der Leitlinien sowie der Angaben zu bestehenden Strukturen wurden zunächst relevante, spezifische Problemlagen identifiziert und dann entsprechende Aspekte bezüglich des diagnostischen und therapeutischen Vorgehens strukturiert dargestellt. Es wurden daher je nach Problemlage spezifische diagnostische Vorgehensweisen und therapeutische Angebote in Form einer Toolbox oder eines Behandlungsalgorithmus bereitgestellt, die es ermöglichen, je nach Problemlage das entsprechende diagnostische Vorgehen zu wählen, um dann die passende Behandlung einzuleiten. Auf Basis dieser Ergebnisse wurde eine Pilotversion der neurologischen Praxisempfehlungen formuliert, die die Diskussionsgrundlage für einen interdisziplinären Expertenworkshop bildete. Als Ergebnis der zweiten Projektphase wurde eine konsentierte Konsultationsfassung der Praxisempfehlungen für die neurologische Rehabilitation – und spezifischer die Indikationsbereiche Multiple Sklerose, Idiopathisches Parkinson-Syndrom und Schlaganfall – entwickelt.
Phase 3:
Die Konsultationsfassung wurde im Rahmen einer Anwenderbefragung mit der Bitte um Kommentierung bundesweit an die leitenden Psychologinnen und Psychologen sowie Ärztinnen und Ärzte aller neurologischen Rehabilitationseinrichtungen geschickt. Zudem wurden innerhalb von indikationsspezifischen Rehabilitanden-Fokusgruppen zentrale Aspekte der Praxisempfehlungen diskutiert.
Phase 4:
Ziel der vierten Projektphase war die Revidierung der Praxisempfehlungen sowie die abschließende Konsentierung durch alle Mitglieder des interdisziplinären Experten-Gremiums. Die final konsentierten Praxisempfehlungen wurden auf der Homepage der Sektion für Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung sowie der Homepage der Gesellschaft für Neuropsychologie als PDF zur Verfügung gestellt. Weiterhin wurden bundesweit die leitenden Psychologinnen und Psychologen sowie Ärztinnen und Ärzte über die Verfügbarkeit der Praxisempfehlungen für psychologische Interventionen in der neurologischen Rehabilitation informiert.
Die Praxisempfehlungen finden Sie auch hier zum Download.
Projektleitung
- Dipl.- Psych. Hanna Kampling
- Dr. Jutta Küst
- Prof. Dr. Oskar Mittag
Studentische Hilfskraft
- Hanna K. Frinken, B.Sc.