Das Magazin 1 - 2014 - page 10-11

e in ganz
besonderer Saft
Es kann in den Adern gefrieren, in Wallung geraten, kochen,
ins Gesicht schießen und ist immer dicker als Wasser. Unser
Blut ist nicht nur sprichwörtlich ein Multitalent. Blut liefert
Sauerstoff und Energie an jede Zelle des Körpers, transpor-
tiert Schadstoffe ab, bringt Hormone und Enzyme an ihren
Wirkort, bekämpft Infektionen, verschließt Wunden. In der
Medizin hat es einen ganz besonderen Stellenwert. Wichtige
Medikamente werden aus Blutbestandteilen hergestellt und
auch für Bluttransfusionen hat man bis heute keinen Ersatz
gefunden. Es gibt Erkrankungen wie Leukämien oder Ge-
rinnungsstörungen, die vom Blut und seinen Bestandteilen
ausgehen. Gleichzeitig können die Blutwerte eines Patienten
Ärzten helfen, dessen Erkrankung zu finden.
tite lthema
Bei vielen Erkrankungen von der
einfachen Erkältung über Diabetes
bis hin zur Leberzirrhose können
die Blutwerte wegweisend sein. Mit
nur wenigen Millilitern Blut können
Mediziner zum Beispiel feststellen,
ob etwa eine Entzündung im Kör-
per stattfindet, ob die Niere das Blut
noch ausreichend filtert, ob das Le-
bergewebe angegriffen ist oder ob die
Gallenwege oder die Bauchspeichel-
drüse blockiert sind. Auch kann eine
Blutuntersuchung Aufschluss über
die Höhe des Zuckerwertes und der
verschiedenen Hormonspiegel geben.
Selbst ob Medikamente im Blut die
richtige Konzentration erreichen, wie
sich ein Patient ernährt und ob er in
den letzten Wochen Alkohol getrun-
ken hat, kann festgestellt werden.
Die Antwort
liegt im Blut
Das Blut besteht ungefähr zur Hälf-
te aus Flüssigkeit und zur Hälfte aus
festen Bestandteilen. Den größten
Anteil der festen Bestandteile bil-
den die roten Blutkörperchen, die
sogenannten
Erythrozyten
(altgrie-
chisch: erythrós „rot“). Weitere zel-
luläre Bestandteile sind die weißen
Blutkörperchen, auch
Leukozyten
(altgriechisch: leukós „weiß“) ge-
nannt, sowie die Blutplättchen, die
Thrombozyten
. Der flüssige Anteil,
das sogenannte
Blutplasma
, ist eine
wässrige Lösung (90 Prozent Was-
ser) aus Proteinen, Salzen und Zu-
ckermolekülen.
Weitere Bestandteile des Blutes
sind Hormone, gelöste Gase sowie
Nährstoffe (Zucker, Lipide und Vita-
mine), die zu den Zellen unterwegs
sind, sowie Stoffwechsel- und Ab-
fallprodukte (zum Beispiel Harnstoff
und Harnsäure), die von den Zellen
zu ihren Ausscheidungsorten trans-
portiert werden.
In einem Milliliter Blut schwim-
men fast so viele
Erythrozyten
wie
Menschen auf dieser Erde leben,
nahezu sieben Milliarden. Mit Hilfe
des eisenhaltigen Farbstoffs Hä-
moglobin, der ihnen ihre rote Farbe
verleiht, nehmen sie Sauerstoff
in der Lunge auf und transpor-
tieren diesen zu den Organen.
Dort nehmen sie das Stoff-
wechselprodukt Kohlenstoff-
dioxid auf und geben es in der
Lunge wieder ab, so dass es ab-
geatmet werden kann.
Die
Leukozyten
sind für die Ab-
wehr von Krankheitserregern zu-
ständig. Sie werden in drei Gruppen
eingeteilt. Die größte Gruppe bilden
die
Granulozyten
, die vor allem bei
der Abwehr von Infektionen durch
Bakterien, Pilze oder Parasiten aktiv
werden. Auch bei allergischen Reak-
tionen spielen sie eine Rolle.
Daneben gibt es die sogenannten
Monozyten
. Das sind Fresszellen,
die „phagozytieren“, das heißt, sie
vertilgen Bakterien. Granulozyten
und Monozyten gehören zum ange-
borenen Immunsystem, das schnell
aktiv wird und recht unspezifisch
körperfremde Zellen angreift.
Das spezifische Immunsystem,
das sich erst nach der Geburt ent-
wickelt, wird von den
Lymphozyten
gebildet. Diese Abwehrzellen erken-
nen bestimmte Proteinstrukturen,
sogenannte Antigene, auf feindli-
chen Zellen und können diese ganz
gezielt durch zelluläre Prozesse oder
die Bildung von Antikörpern zer-
stören.
Die Blutplättchen sind Teil des Ge-
rinnungssystems. Der Verschluss ei-
ner Wunde, der auch als Hämostase
bezeichnet wird, läuft in zwei Pha-
sen ab. Bei der primären Hämostase
kommt es zu einer Vasokonstrik-
tion, das heißt zu einer Verengung
des Gefäßes und zur Anheftung der
Thrombozyten
. Dies führt zu einem
ersten dünnen Verschluss des De-
fekts. Im zweiten Teil, der sekun-
dären Hämostase und eigentlichen
Blutgerinnung, werden die soge-
nannten Gerinnungsfaktoren aktiv.
Sie bewirken eine Vermehrung und
Vernetzung des Proteins Fibrin, wel-
ches dieWunde fest verklebt. Die Ge-
rinnungsfaktoren sind in einer kom-
plizierten Kaskade reguliert, damit
das Blut nicht ohne Grund gerinnen
kann.
Die Zutaten des Blutes
55%
BLUTPLASMA
45%
BLUTZELLEN
0,4%
THROMBOZYTEN
0,6%
LEUKOZYTEN
99%
ERYTHROZYTEN
5 %
BLUTPLASMA
45%
BLUTZELLEN
0,4%
THROMBOZYTEN
0,6%
LEUKOZYTEN
9 %
ERYTHROZYTEN
55
Prozent des Blutes
bestehen aus flüssigen Anteilen
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