sogenannte
Hybrid-Technik
spezialisiert haben“, erklärt
Höppner. Der Magen werde per
Schlüsselloch-Verfahren prä-
pariert, der Einsatz der Ersatz-
speiseröhre erfolge in offener
Technik. „Die minimal-invasive
OP-Technik ist mit einem gerin-
geren Blutungsrisiko verbun-
den, die Patienten benötigen
weniger Schmerzmittel und sie
erholen sich schneller. Vor al-
lem die Hauptkomplikationen,
also Lungenentzündungen und
Lungenversagen, konnten von
mehr als 40 Prozent bei der of-
fenen Technik auf deutlich un-
ter 20 Prozent gesenkt werden“,
sagt Höppner. Der Vorteil der
offenen Speiseröhrenrekons-
truktion liege in der erhöhten
Sicherheit der Verbindungsnäh-
te zwischen Ersatzspeiseröhre
und Speiseröhrenstumpf. Bei
der Speiseröhrenkonstruktion
in Schlüsselloch-Technik käme
es in neun Prozent zu einer Un-
dichtigkeit der Nähte, in der
offenen Technik sei dies nur in
fünf Prozent der Fall.
„Wir führen jährlich etwa
40 solcher Operationen durch,
das gibt uns große Sicherheit“,
erklärt Höppner. Obwohl die
Speiseröhrenresektion zu den
größten viszeralchirurgischen
Eingriffen gehöre, vom Umfang
vergleichbarmit einer Herztrans-
plantation, könnten die meisten
Patienten die Klinik schon nach
etwa zehn bis vierzehn Tagen
verlassen.
Eine Operation ist allerdings nur
sinnvoll, wenn der Tumor noch
nicht in Nachbarstrukturen ein-
gewachsen ist und es keine aus-
gedehnten Fernmetastasen gibt.
Ist der Krebs bei der Diagnose
schon weiter fortgeschritten,
kann mit Hilfe einer Chemo-
therapie versucht werden, eine
Größenreduktion zu erreichen.
Die Operation ist zudem körper-
lich recht anspruchsvoll, sodass
sie für Patienten mit schweren
Herz- und Lungenerkrankungen
meist nicht in Frage kommt.
Zusätzlich können nicht alle Pa-
tienten mit der Spezial-Technik
behandelt werden. 20 Prozent der
Patienten, die für eine OP in Frage
kommen, werden weiterhin in of-
fener Technik operiert. „Wenn ein
Patient häufig voroperiert wurde
und es deshalb Verwachsungen im
Bauchraum gibt oder wenn nicht
der Magen, sondern der Darm als
Speiseröhrenersatz verwendet wer-
den muss, ist eine OP in Schlüssel-
loch-Technik nicht möglich“, sagt
Höppner.
Die Prognose der Patienten mit Spei-
seröhrenkrebs, die bei Entdeckung
der Erkrankung operiert werden
können, hat sich durch die Entwick-
lung minimal-invasiver Operati-
onstechniken und den Einsatz von
Chemo- und Radiotherapie deutlich
verbessert. Freiburger Chirurgen
wenden mit Erfolg ein ganz beson-
deres Verfahren an, das die Vorteile
der offenen und minimal-invasiven
Techniken vereint.
„In Freiburg kombinieren wir die
offene und die minimal-invasive
oder ‚Schlüsselloch-Technik‘ mitein-
ander und nutzen dabei die Vorteile
beider Methoden optimal aus“, er-
klärt Privatdozent Dr. Jens Höppner,
Geschäftsführender Oberarzt in der
Viszeralchirurgie am Universitäts-
klinikum Freiburg. „Wir erreichen
durch das minimal-invasive Verfah-
ren eine Verringerung der postope-
rativen Schmerzen, eine geringere
Belastung der Lunge und durch die
offene Technik eine große Sicherheit
der Verbindungsnähte der Ersatz-
speiseröhre.“
Ziel der Operation im Allgemeinen
ist die Entfernung der erkrankten
Speiseröhre sowie der umliegenden
Lymphknoten und die Schaffung
einer aus dem Magen geformten Er-
satzspeiseröhre. Dafür wird der Ma-
gen über einen Zugang amBauch von
den umliegenden Strukturen gelöst.
Über einen zweiten Zugang amOber-
körper wird die Speiseröhre entfernt,
der Magen nach oben gezogen und
eine Röhre aus diesem geformt, die
dann mit dem oberen Speiseröhren-
stumpf vereinigt wird.
„Das Universitätsklinikum Frei-
burg gehört zu den wenigen Zent-
ren Deutschlands, die sich auf die
Wir erreichen durch das
minimal-invasive Verfahren
eine Verringerung der
postoperativen Schmerzen
Hybrid-Technik
Bei Speiseröhrenkrebs
Speiseröhrenkrebs kommt auf leisen
Sohlen, manchmal verraten ihn nur
Schluckbeschwerden oder ein Brennen
beim Essen. Der Krebs wird häufig zu
spät entdeckt und hat auch heute noch
oft schlechte Heilungsaussichten.
Doch für einen Teil der Patienten gibt
es Hoffnung.
40
Operationen mit Hybrid-Technik
werden jährlich am Freiburger Uni-
versitätsklinikum durchgeführt
Spe i seröhrenkrebs
Mit etwa 6000 Neuerkrankungen pro Jahr gehört Speiseröhrenkrebs zu den sel-
teneren Tumorerkrankungen in Deutschland. Der Krebs wird durch Rauchen, den
Konsum von Alkohol oder heißen Getränken und langanhaltende Reflux-Erkran-
kungen begünstigt. Da der Tumor bei Entdeckung meist weit fortgeschritten ist,
beträgt die Fünf-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit nur 15 Prozent.
Besser steht es um die Patienten, die bei Diagnose operiert werden können. Durch
interdisziplinäre Zusammenarbeit und Verbesserung der OP-Techniken stieg die
Fünf-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit dieser Patienten von weniger als 20
Prozent vor 20 Jahren auf mehr als 50 Prozent.
Die verbesserten OP-Techniken haben vor allem zu einem deutlichen Rückgang
der OP-bedingten Sterblichkeit geführt. Während vor 20 Jahren nur etwa 80 Pro-
zent der Patienten die Zeit direkt nach der Operation überlebten, sind es heute
99 Prozent. „Wir haben wirklich riesige Fortschritte gemacht“, erklärt Höppner. In
wenigen Jahren, so glaubt der Chirurg, wird die OP in gleicher Qualität vollständig
minimal-invasiv möglich sein und die Prognose der Erkrankten weiter verbessern.
Wenn ke ine Operation mögl ich i st
Privatdozentin Dr. Katja Zirlik, Oberärztin in der Abteilung
Hämatologie und Onkologie der Klinik für Innere Medizin I
des Universitätsklinikums Freiburg, erklärt weitere Therapien
bei Speiseröhrenkrebs:
„Für die Mehrzahl der Patienten ist eine chirurgische Thera-
pie aus Gründen der Tumorausdehnung oder wegen funktio-
neller Inoperabilität nicht möglich. In diesen Fällen kommen
eine Bestrahlung, eine systemische Chemotherapie oder eine
kombinierte Radio-/Chemotherapie in Betracht.
Die Indikation zur Chemotherapie bei palliativen Patienten
orientiert sich an dem Ziel einer besseren Symptomkontrolle
und der Vermeidung von Organkomplikationen. Allerdings ist
ein lebensverlängernder Effekt beim metastasierten Speise-
röhrenkrebs nicht gesichert.
Dehnt sich der Tumor so weit aus, dass er die Speiseröhre ver-
legt, stehen zudem verschiedene lokale Verfahren zur Ver-
fügung, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern:
Zum Beispiel die Einlage von Stents, die den verengten Ab-
schnitt der Speiseröhre überbrücken, oder die lokale Bestrah-
lung von innen, die den Tumor verkleinern kann.
Zusammenfassend muss hervorgehoben werden, dass ent-
scheidend für die optimale Therapie eine enge, interdiszipli-
näre Zusammenarbeit von Chirurgen, internistischen Onko-
logen, Gastroenterologen und Strahlentherapeuten ist.“
Kontakt
Privatdozent Dr. Jens Höppner
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Telefon 0761 270-25440
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