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Newsletter Zentrum Klinische Studien

Studienvorstellung: DECIDER-2


Eine prospektive randomisierte, multizentrische Phase III-Studie mit Decitabine und Venetoclax in Kombination mit all-trans-Retinsäure oder Placebo bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie, für die eine Induktions-Chemotherapie nicht in Frage kommt (P001516; FRKS003580; DRKS00023646)


Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine seltene, sehr bösartige Erkrankung des Knochenmarks, die vor allem bei älteren Menschen auftritt. Bisher stellte die Behandlung bei älteren AML-Patienten eine große Herausforderung dar: intensive Chemotherapien mit längeren Krankenhausaufenthalten (bei jüngeren AML-Patienten seit über 50 Jahren Behandlungs-Standard), sind in höherem Alter aufgrund von Begleiterkrankungen und reduziertem Allgemeinzustand häufig nicht möglich.

In den letzten Jahren konnten jedoch entscheidende Verbesserungen in der Therapie älterer AML-Patienten erzielt werden. Zum einen führt die Behandlung mit niedrigdosierten, epigenetisch wirksamen Medikamenten zu einer Re-Programmierung der bösartigen Zellen, die dadurch in die Ausreifung getrieben werden. Dieser Wirkmechanismus unterscheidet diese DNA-demethylierenden Substanzen (HMAs) von den bisher in der AML-Behandlung eingesetzten Chemotherapeutika. HMA-Monotherapie ist somit besser verträglich als intensivere AML-Therapien, entfaltet ihre volle Wirkung allerdings häufig erst nach Monaten, und nicht bei jedem Patienten.
In der Kombination mit einem weiteren Medikament (Venetoclax), das in den Leukämiezellen den sogenannten programmierten Zelltod anstößt, tritt diese Wirkung schneller und häufiger ein. Diese Beschleunigung und Vertiefung des Ansprechens der AML geht mit einer signifikanten Lebensverlängerung einher. Daher wurde die Kombination dieser beiden medikamentösen Prinzipien seit 2021 in Europa für die Behandlung bestimmter AML-Patienten zugelassen. Allerdings führt die Medikamenten-Kombination bisher nicht zur Heilung, da mit fortgesetzter Therapie in der Regel ein Krankheitsrückfall (d.h. eine Resistenz-Entwicklung) eintritt, wenn die Patienten nicht vorher eine Blutstammzell-Transplantation erhalten.

In einer Vorstudie (DECIDER-1) konnte durch das Team um Prof. Dr. med. M. Lübbert in einer an 27 deutschen Zentren durchgeführten AML-Studie gezeigt werden, dass die Kombination der demethylierenden Substanz Decitabin mit dem Vitamin-A Präparat All-Trans – Retinsäure (ATRA) ebenfalls zu einem signifikant verlängerten Überleben von älteren AML-Patienten führte, erfreulicherweise ohne zusätzliche Nebenwirkungen (ATRA wird seit Jahrzehnten äußerst erfolgreich bei einer seltenen AML-Unterform eingesetzten). Dieser Überlebensvorteil konnte auf eine Verlängerung der Behandlungsdauer bis zur Resistenzentwicklung zurückgeführt werden. Somit lag es nahe, als nächstes die Kombination aller drei Wirkprinzipien, eine chemotherapiefreie Behandlung der AML, ebenfalls in diesem Studienkonsortium zu untersuchen.

Dieses geschieht aktuell im Rahmen einer weiteren multizentrischen Studie (DECIDER-2), gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, an ca. 35 deutschen Zentren. Hier erhalten AML-Patienten, deren Erkrankung neu diagnostiziert wurde, eine Erst-Therapie in einem der beiden Behandlungsarme (nach Randomisierung, d.h. Zuordnung nach dem Zufallsprinzip, s.u.). Erfasst wird in dieser Studie bei den meist älteren Patienten nicht nur das Überleben und die Verbesserung der Blutbildung unter der Behandlung, sondern auch die Verbesserung der Lebensqualität, wie auch die Zeit, die die Patienten nicht in der Klinik behandelt werden müssen, sondern zu hause verbringen können. Interessanterweise zeigt sich, dass bei einem Teil der Patienten im Zuge dieser Behandlung der Heilungsansatz der AML, d.h. die Blutstammzelltransplantation, durchführbar wurde. Hier ermöglicht also die weniger intensive Behandlung besser verträgliche „Überbrückung“ und Krankheitskontrolle bis zur Transplantation.

 

Nachfolgend das Schema der DECIDER-2 Studie:

Ein unabhängiges DMC (Data Monitoring Committee) wurde für die Studie gegründet. Die Aufgabe des DMC besteht darin, den Verlauf zu überwachen und gegebenenfalls Empfehlungen, Einstellung, Änderung oder Fortsetzung zu bestehenden Prozessen zu geben. Insbesondere kontrolliert das DMC die Einhaltung des Protokolls, die Patientenrekrutierung und beobachtet unerwünschte Ereignisse. Die entsprechenden Berichte erhält das DMC viermal jährlich und/oder zum Zeitpunkt der geplanten Sicherheitszwischenanalysen.

Die Rekrutierung der DECIDER-2 Studie startete im September 2022.
In die Studie konnten inzwischen 52 Patientinnen und Patienten (Stand: 15.04.2024) randomisiert werden (insgesamt sind über einen Zeitraum von 4 Jahren 256 Einschlüsse geplant).

Die Studie ist in ganz Deutschland vertreten, eine Zuweisung zu einer teilnehmenden Klinik kann bei Interesse zur Teilnahme gerne durch das DECIDER-2 Team Freiburg unterstützt werden.

Sollten Sie weitere Informationen zur Studie benötigen, können Sie sich jederzeit gerne an den Studienleiter Herrn Prof. Dr. Lübbert oder das Projektmanagement der Studie unter der Telefonnummer: 0761 270 77880 oder unter der E-Mail-Adresse decider-2@uniklinik-freiburg.de wenden.

 

 

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Michael Lübbert, Klinik für Innere Medizin I (Schwerpunkt: Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation)

Prof. Dr. Ralph Wäsch, Klinik für Innere Medizin I (Schwerpunkt: Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation)

 

Projektmanagement/Projektassistenz

Caroline Sellner, Dr. Olga Grishina, Tanja Gebert (Zentrum Klinische Studien)

E-Mail: decider-2@uniklinik-freiburg.de

 

Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG):

Projektnummer 367848349 / LU 429/13-1