Das Magazin 3 - 2019
Darum beschäftigt sich Kayser, der auch Sprecher der Arbeitsgruppen Informatik und Digitale Pathologie der Deutschen und der Europäischen Gesellschaft für Pathologie ist, schon lange mit den Möglichkeiten der Digitalisierung. Er kennt auch deren Limitierungen. „Wenn wir alle Proben digitalisieren würden, entstünde täglich knapp ein Terabyte an Daten“, sagt Kayser. Das entspricht einem bedruckten Papierstapel von sechs Kilometern Höhe – Tag für Tag. Trotzdem sei dies der Weg der Zukunft: „Wir sind derzeit dabei, die Infra- struktur aufzubauen, die für eine solche Datenflut notwendig ist“, sagt Kayser. Einig sind sich der Augen- forscher Böhringer und der Pathologe Kayser darin, dass die Digitalisierung eine große Chance bietet. „Meine große Hoffnung ist, dass digitale Assistenten künftig einen Großteil der Routinearbeit erledigen können und uns Ärzten mehr Zeit für Patienten und schwierige Fälle bleibt“, fasst Kayser zusammen HILFE FÜR DIE SPEICHELDRÜSEN Meist tun die speichelproduzierenden Drüsen ihre Arbeit, ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen. Doch durch Infektionen, Autoimmunkrankheiten oder Tumore können sie anschwellen, schmerzen und den Dienst versagen. „In bis zu 20 Prozent der Fälle wird die Speichel- drüse aus Sorge vor einem Tumor entfernt, obwohl eigentlich eine andere Ursache vorliegt“, sagt Professor Dr. Andreas Knopf. Er ist seit April 2019 Ärztlicher Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkun- de des Universitätsklinikums Freiburg. Weil beim Ent- fernen der Ohrspeicheldrüse der Gesichtsnerv verletzt werden kann, sollte der Eingriff idealerweise aber nur durchgeführt werden, wenn wirklich ein Tumor vor- liegt. „Mit einer umfassenden Kombination komplexer Diagnoseverfahren und der Auswertung von Lebens- stil-Daten lassen sich die richtigen Schlüsse ziehen, aber es ist extrem aufwendig“, sagt Knopf. Deshalb setzen der HNO-Experte und sein bundesweites Forschungsteam auf künstliche Intelligenz. „Wir arbei- ten an einer selbstlernenden Software, die die komple- xen Informationen verarbeitet und insbesondere eine Vorhersage trifft, ob es sich um einen bösartigen Tumor handelt“, erklärt Knopf. I Gleich gut, aber schneller: Aus Mikroskop-Bildern unterschiedli- cher Qualität mussten trainierte Augenärzte und die amUniversi- tätsklinikum Freiburg entwickelte Software Zellen zählen. Die Software war dabei deutlich effizienter. 19 das magazin 03 | 2019
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