Das Magazin 2 - 2018

steht und nicht so sehr spezifische Messwerte. Damit können wir im besten Fall zeigen, dass das Medika- ment einen unmittelbaren Nutzen für das Allgemeinbefinden der Patienten hat“, sagt der Pneumologe Müller-Quernheim. HOFFNUNG FÜR SCHWERSTE FÄLLE Mit einem zweiten Ansatz möchten die Freiburger Ärzte und Wissen- schaftler Patienten helfen, bei denen bislang nicht einmal die un- spezifische Kortisontherapie wirkt. Hierbei machen sich die Forscher Erkenntnisse der Kollegen aus dem Centrum für Chronische Immun­ defizienz (CCI) am Universitätsklini- kum Freiburg zunutze. Ähnlich wie bei Immundefekten fehlt bei Sar­ koidose auf den weißen Blutkörper- chen ein Molekül, das eigentlich Entzündungsreaktionen dämpft. Entsprechend soll in dieser mit 1,4 Millionen Euro geförderten Studie untersucht werden, ob ein Medikament, das dieses Molekül ersetzt und bei der Rheumatoiden Arthritis erfolgreich eingesetzt wird, auch bei der Sarkoidose wirkt. I „Obwohl sich die Krankheit auch spontan zurückbilden kann, müssen wir häufig mit Medikamenten und anderen Maßnahmen bis hin zur Lungentransplantation helfen“, sagt der Oberarzt und Sarkoidose-Ex­ perte Dr. Björn Frye von der Klinik für Pneumologie. Kortisonpräparate und andere entzündungshemmen- de Medikamente sind meist un­ verzichtbar. MINDESTENS 50.000 BETROFFENE 50.000 Menschen in Deutschland leben mit der Diagnose Sarkoidose. Doch weil die Krankheit oft erst nach vielen Jahren erkannt wird, vermuten Fachleute eine hohe Dun- kelziffer. Bei den Betroffenen bilden sich aus noch unbekanntem Grund an unterschiedlichsten Stellen im Körper kleine Entzündungsherde, die sich dann zu Gewebeknötchen weiterentwickeln. Je nachdem, wel- ches Organ betroffen ist, sind auch die Symptome unterschiedlich. Kürzlich werteten Forscher unter der Leitung von Müller-Quernheim Da- ten von mehr als 2.000 Sarkoidose- Patienten aus ganz Europa aus. Es zeigte sich: Sarkoidose unterteilt sich in fünf Typen und bestimmte Erbgut-Veränderungen begünstig- ten die Entstehung der einzelnen Krankheitstypen. „Die Unterschiede im Krankheitsverlauf waren deut- lich größer als erwartet“, sagt Müller-Quernheim. „Das ist ein ers- ter Schritt auf dem Weg zur persona- lisierten Therapie der Sarkoidose.“ AKTUELLE STUDIEN PRÜFEN NEUE ANSÄTZE Nun haben die Freiburger Ärzte und Wissenschaftler zwei Studien initi- iert. „Wir haben den dringenden Handlungsbedarf und die therapeu- tischen Chancen erkannt“, sagt Müller-Quernheim. In einer Vorstu- die konnten sie kürzlich beobachten, dass die Inhalation des Wirkstoffs Aviptadil den Husten und Allge- meinsymptome lindert. Das Medika- ment reduziert die Freisetzung von Entzündungsstoffen und sorgt so für Besserung. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend fördert jetzt die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit rund 1,9 Millionen Euro eine bundesweite Studie, die von der Klinik für Pneu- mologie des Universitätsklinikums Freiburg geleitet wird. „Das ist die erste Sarkoidose-Studie, bei der das Patientenbefinden im Mittelpunkt CT-Aufnahme der rechten Lunge mit den für Sarkoidose typischen weißen Knötchen, die mit Entzündungszellen gefüllt sind und schweren, lang anhaltenden Husten verursachen. Hautverfärbungen gehören zu den zahlreichen Symptomen der Sarkoidose. das magazin 02 | 2018 Schwerpunkt Chronische Entzündungen 23

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