CEOsys
Aufbau eines COVID-19-Evidenz-Oekosystems zur Verbesserung von Wissensmanagement und -translationZiel des Projekts CEOsys war es, (inter-)nationale wissenschaftliche Studien zu Prävention, Behandlung und Folgen von COVID-19 systematisch zu identifizieren, hinsichtlich ihrer Qualität zu bewerten und zusammenzufassen. Dazu aktualisierte CEOsys im Rahmen von lebenden Übersichtsarbeiten („Living Reviews“) zu vielfältigen Fragestellungen den Wissensstand zu COVID-19 und unterstützte so mit stets aktuell gehaltenen evidenzbasierten Leitlinien- und Handlungsempfehlungen relevante Entscheidungsträger*innen in Medizin, Politik und Public Health, die Allgemeinbevölkerung in Deutschland sowie die COVID-19-Forschung. Auf struktureller Ebene verfolgte CEOsys – neben der Verbesserung der Vernetzung und Zusammenarbeit unter den teilnehmenden Universitätskliniken sowie mit weiteren Projektpartnern – die Etablierung eines Netzwerks, einer Infrastruktur und Methodik, um angesichts zukünftiger Pandemien und ähnlicher Herausforderungen qualitativ hochwertige Evidenzsynthesen zu erstellen und die Ergebnisse an verschiedene Bevölkerungsgruppen, darunter Kliniker*innen in der Patientenversorgung (z. B. klinische Leitlinien), politische Entscheidungsträger*innen (z. B. Policy Briefs) und die Öffentlichkeit weiterzugeben. CEOsys startete im September 2020 und endete im Dezember 2021. Insgesamt waren 18 der 36 Universitätsklinika sowie jeweils vier universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen am Projekt CEOsys beteiligt. Koordiniert wurde CEOsys vom NUM-Standort Freiburg durch Prof. Dr. Joerg Meerpohl (Institut für Evidenz in der Medizin, Universitätsklinikum Freiburg). Im Rahmen der ersten Förderphase des NUM bestand eine enge Verknüpfung und Kooperation zwischen den NUM-Projekten CEOsys und COVIM in Form eines projektübergreifenden Scoping Reviews zur Immunität nach COVID-19-Vakzinierung. In der zweiten Förderphase des NUM fließen die Ergebnisse aus CEOsys – neben den Vorarbeiten der NUM-Projekte B-FAST und egePan Unimed aus der ersten Förderphase – aktuell in das Forschungsprojekt PREPARED („PREparedness and PAndemic REsponse in Deutschland“) ein, an dem auch Wissenschaftler*innen aus den drei Vorgängerprojekten, einschließlich des Standorts Freiburg, beteiligt sind.
Die Kernstruktur von CEOsys ist in der nachfolgenden Infografik dargestellt. Mehr als 100 Forscher*innen, Kliniker*innen und methodische Expert*innen bildeten eine koordinierte Organisationsstruktur mit 16 Arbeitsgruppen (10 methodische Arbeitspakete und 6 inhaltliche Themenfelder). Die Governance-Struktur umfasste (1) die Gesamtprojektleitung durch das Institut für Evidenz in der Medizin der Uniklinik Freiburg, (2) den Lenkungsausschuss mit vier Mitgliedern der Charité Berlin und der Universitätsklinika Freiburg, Göttingen und der LMU München sowie (3) das Management-Board mit Vertreter*innen aus allen Arbeitsgruppen. Die methodischen Arbeitspakete (AP 1-10) strukturierten den Arbeitsprozess des CEOsys-Netzwerks. Die Themenfelder (TF 1-6) bestanden aus Kliniker*innen und Wissenschaftler*innen, die in sechs Kernbereichen der COVID-19-Forschung tätig waren.
Innovative Aspekte des CEOsys-Projekts umfassten die enge Vernetzung von Kliniker*innen und Methodiker*innen und das damit einhergehende Schulungskonzept, wodurch in der Pandemiesituation zeitnah Kapazitäten zur Evidenzaufbereitung und Leitlinien-Erstellung aufgebaut werden konnten. Eine Herausforderung stellten u.a. die hochdynamische Pandemiesituation und damit einhergehende zeitlich kurzfristige Änderungen in der Relevanz wissenschaftlicher Fragestellungen dar. In der CEOsys-Laufzeit konnten insgesamt 12 systematische Übersichtsarbeiten nach internationalem (Cochrane-)Goldstandard zu priorisierten, pandemiebezogenen Fragen publiziert werden. CEOsys trug zur Entstehung von drei pandemiebezogenen lebenden nationalen evidenzbasierten S3-Leitlinien (Leitlinie stationäre Therapie, Leitlinie ambulante Therapie, Leitlinie Prävention und Kontrolle in Schulen bei. Zudem wurden 13 konkrete Forschungsempfehlungen abgeleitet und zahlreiche methodische Verfahren etabliert bzw. ebenfalls publiziert.
Im Zuge der Gesamtkoordination des Projekts koordinierte Freiburg die Etablierung der rechtlichen und finanziellen Grundlagen von CEOsys, übernahm die Kommunikation mit der NUM-Koordinierungsstelle in Berlin und dem Projektträger (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt), organisierte die Treffen des Lenkungsausschusses, des Management-Boards und des Gesamtkonsortiums, unterstützte die Arbeitsgruppen in der weitgehend selbst organisierten Kooperation untereinander und etablierte eine unabhängige externe Projektevaluation.
Neben der Gesamtkoordination von CEOsys durch das Institut für Evidenz in der Medizin (Prof. Dr. Joerg Meerpohl) war der Standort Freiburg auch durch Vertreter*innen anderer Kliniken und Institute an nahezu allen methodischen APs und inhaltlichen TFs vertreten. Eine führende Rolle als Lead oder Co-Lead nahmen Mitarbeiter*innen des Universitätsklinikums Freiburg in:
- AP 1 – „Koordination und Priorisierung“ (Lead: Prof. Dr. Winfried Kern),
- AP 6 – „Zielgruppenspezifische Wissenstranslation“ (Co-Lead: Georg Rüschemeyer),
- AP 7 – „Evidenzbasierte Forschung“ (Co-Lead: Dr. Sebastian Voigt-Radloff),
- AP 8 – „Meta-Research“ (Co-Lead: Prof. Dr. Joerg Meerpohl),
- AP 9 – „Governance und Projektmanagement“ (Lead: Prof. Dr. Joerg Meerpohl, Lead-Vertretung: Dr. Sebastian Voigt-Radloff),
- AP 10 – „Digitale Plattform“ (Lead: Prof. Dr. Martin Boeker),
- TF 1 – „Diagnostik“ (Lead: Prof. Dr. Hartmut Hengel, Co-Lead: Prof. Dr. Harald Binder),
- TF 2 – „Klinisches Management ambulant und stationär“ (Co-Lead: Prof. Dr. Andy Maun, Co-Lead-Vertretung: Dr. Mario Sofroniou),
- TF 4 – „Krankenhaushygiene“ (Co-Lead: Prof. Dr. Hajo Grundmann),
- TF 5 – „Public Health“ (Co-Lead: PD Dr. Lukas Schwingshackl) und
- TF 6 – „Psychische Gesundheit“ (Co-Lead: Dr. Christine Schmucker) ein.
Darüber hinaus wirkte der Standort Freiburg als Mitglied in folgenden Arbeitspaketen und Themenfeldern mit:
- AP 2 – „Identifizierung und Klassifizierung von Studien“ (Mitglieder: Dipl.-Gesundheitswirtin Kathrin Grummich; Prof. Dr. Winfried Kern),
- AP 3 – „Bewertung des Verzerrungspotentials“ (Mitglieder: Dr. Christine Schmucker, Dr. Clemens Kreutz, Tim Litwin, Prof. Dr. Harald Binder, Prof. Dr. Siegbert Rieg),
- AP 4 – „Lebende Evidenzsynthesen“ (Mitglieder: Prof. Dr. Harald Binder, Dr. Clemens Kreutz, Tim Litwin) und
- TF 3 – „Intensiv- und Palliativmedizin“ (Mitglieder: Prof. Dr. Gerhild Becker, PD Dr. Christopher Böhlke).
Ausgewählte Publikationen zum Projekt mit Beteiligung des Universitätsklinikums Freiburg
Meerpohl JJ, Voigt-Radloff S, Rueschemeyer G, Balzer F, Benstoem C, Binder H, Boeker M, Burns J, Dirnagl U, Featherstone R, Fichtner F, Grundmann H, Hengel H, Kempf V, Kern W, Kranke P; Laudi S, Lieb L, Maun A, Mavergames C, Metzendorf MI, Nothacker M, Schmaderer C, Schmucker C, Schwingshackl L, Skoetz N, Steckelberg A, Stegemann M, Strech D, Moerer O, Rehfuess E, Spies C, on behalf of the CEOsys consortium. In: Collaborating in response to COVID-19: editorial and methods initiatives across Cochrane. Cochrane Database of Systematic Reviews 2020;(12 Suppl 1):9-11. doi:10.1002/14651858.CD202002.
Nothacker J, Stadelmaier J, Siemens W, Meerpohl JJ, Schmucker C. Characteristics of registered and published systematic reviews focusing on the prevention of COVID-19: a meta-research study. BMJ Open. 2022;12(5):e060255. doi:10.1136/bmjopen-2021-060255.
Dickel S, Grimm C, Popp M, Struwe C, Sachkova A, Golinski M, Seeber C, Fichtner F, Heise D, Kranke P, Meissner W, Laudi S, Voigt-Radloff S, Meerpohl J, Moerer O, On behalf of the German CEOsys study group. A nationwide cross-sectional online survey on the treatment of COVID-19-ARDS: high variance in standard of care in German ICUs. J Clin Med. 2021;10(15):3363. doi:10.3390/jcm10153363.
Fomenko A, Weibel S, Moezi H, Menger K, Schmucker C, Metzendorf MI, Motschall E, Falcone V, Huzly D, Panning M, Rücker G, Hengel H. Assessing severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 infectivity by reverse-transcription polymerase chain reaction: A systematic review and meta-analysis. Rev Med Virol. 2022:e2342. doi:10.1002/rmv.2342.
Holzmann-Littig C, Braunisch MC, Kranke P, Popp M, Seeber C, Fichtner F, Littig B, Carbajo-Lozoya J, Allwang C, Frank T, Meerpohl JJ, Haller B, Schmaderer C. COVID-19 vaccination acceptance and hesitancy among healthcare workers in Germany. Vaccines (Basel). 2021;9(7):777. doi:10.3390/vaccines9070777.
Andreas M, Piechotta V, Skoetz N, Grummich K, Becker M, Joos L, Becker G, Meissner W, Boehlke C. Interventions for palliative symptom control in COVID‐19 patients. Cochrane Database of Systematic Reviews 2021, Issue 8. Art. No.: CD015061. DOI: 10.1002/14651858.CD015061.
Kontaktinformationen
Prof. Dr. Joerg Meerpohl
Gesamtkoordination von CEOsys, Leitung / Mitglied des CEOsys-Management-Boards, Mitglied im CEOsys-Lenkungsausschuss, Co-Lead AP 8, Lead AP 9
Institut für Evidenz in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg
Direktor des Instituts für Evidenz in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg, Direktor Cochrane Deutschland und Wissenschaftlicher Vorstand der Cochrane Deutschland Stiftung, Mitglied der STIKO – Ständige Impfkommission Deutschland, Direktor des Freiburg GRADE Center; Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Schwerpunkt Pädiatrische Hämatologie & Onkologie
+49 761 270-85320 / joerg.meerpohl@uniklinik-freiburg.de
Zentrale Kontaktdaten für Rückfragen zum Projekt:
Dr. Dipl.-Psych. Angela Kunzler, Institut für Evidenz in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, operative Ansprechpartnerin für inhaltliche Fragen
+49 761 270-85323 / angela.kunzler@uniklinik-freiburg.de
Weiterführende Links
CEOsys (Projekt-Website)
Institut für Evidenz in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg
Institut für Medizinische Biometrie und Statistik (IMBI) am Universitätsklinikum Freiburg
Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Freiburg
Abteilung Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg
Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg
Klinik für Palliativmedizin am Universitätsklinikum Freiburg
Institut für Virologie am Universitätsklinikum Freiburg
Netzwerk Universitätsmedizin (NUM)